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Aus der Geschichte Kiel-Gaardens



DORA STAMP in der Schulstraße Nr. 8 (Teil 2)



1920 - 1986 - Tante Emma - Das Original
Viele unrentabel werdende Kleinstbetriebe wurden in der Regel nicht sofort aufgegeben, sondern von einem Familienmitglied, meistens der Frau des Inhabers, als Nebenerwerbsbetrieb weitergeführt. Nicht so das Geschäft von Dora Stamp, die ein sehr rentables Gechäft in die Hände ihres Sohnes Hans und der Schwiegertochter Irma geben konnte. Nur der allseits bekannte Name „Dora Stamp“ blieb. Aber die alte Dame blieb auch noch weiter im Geschäft. Sie kochte in der Küche, die sich unmittelbar hinter dem Laden befand, Griebenschmalz und Sauerfleisch zum Verkauf. Der Kieler Unternehmer Dr. Hell schickte regelmäßig eine Angestellte, die in Gaarden wohnte, in das Geschäft um hier diese Spezialitäten für ihn einzukaufen.
Das kleine Geschäft in der Schulstraße gelangte so zu einer allgemeinen Berühmtheit. Hans Stamp, der seine Ehefrau stets „Püppi“ nannte, hatte damit den Namen geprägt, der bei allen Kunden für die Bezeichnung des Geschäftes gebräuchlicher wurde als der Firmenname. Der Kreis der Stammkunden wurde kontinuierlich größer und der Laden ein beispielhaftes nachbarliches Kommunikations-Zentrum. Die Vertreter der Industrie empfing Dora Stamp in ihrer Küche und Weihnachten gab es dann in dieser Küche Gänsekeule für alle.

1970 feierte das Geschäft von Stamp 50 jähriges Jubiläum. Im Bild oben rechts – ein Blumenmeer.
Links: 1976 wurde das Geschäft als „Tante Emma – 76“ ausgezeichnet

Dora Stamp wohnte im Senioren- Wohnsitz im Sandkrug und kam jeden Tag in ihr Geschäft. Wenn sie bei starkem Wind oder Glatteis nicht so recht voran kam, nahm sie sich zwei alte Bügeleisen in ihre Einkaufstaschen. So war sie schwerer und konnte nicht mehr wegwehen - sagte sie.
Dora Stamp starb mit 84 Jahren im Jahre 1981. Sie erlebte also die Schließung ihres Lebenswerks nicht mehr.
Der Vinetaplatz und die Schulstraße im Stadtteil Gaarden sollten saniert werden.
 Das bedeutete das Ende für diesen jetzt 66 Jahre alten, im Quartier unverwechselbaren, liebevoll geführten kleinen Laden. Ostersamstag - am 26. März 1986 wurde das Geschäft „Dora Stamp“ geschlossen.
Für Hans und Irma (Püppi) Stamp hieß es nun in den Ruhestand zu gehen und das gelang ihnen auch - in ihrem Feriendomizil an der Eckernförder Bucht. Jetzt brauchten Sie nicht mehr um 5 Uhr in der Küche ihres Ladens mit der Arbeit anzufangen und bis nahezu 20 Uhr durchzumachen.
 Der Sohn, Gerhard Stamp (geb. 1952) lernte Kaufmann in einer Tabakwaren-Großhandlung und hatte später lange Jahre einen Kiosk an der Garnisonskirche in der Wik.

Püppi Irma Stamp starb 1990 und Hans Stamp lebte noch bis 2004.
 Heute gilt der nostalgische Begriff „Tante-Emma-Laden“ als Synonym für eine persönliche Beziehung und Dienstleistungsbereitschaft zwischen dem lokalen Händler und seinen Kunden, ganz im Gegensatz zu anonymen Discountern, Kaufhäusern mit Selbstbedienung, Supermärkten, Einkaufszentren, Boutiquen in Einkaufspassagen oder Warenhäusern.

Unten links: Ein Bild aus den letzten Tagen: ( mit Zigarette )

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