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Aus der Geschichte Kiel-Gaardens



Schmidt (Teil 1)



Es war noch das enge, alte Gaarden, in dem der Kürschner-Meister Adolf Bielenberg im Jahre 1884 ein Geschäft für Hüte, Mützen, Pelzkragen und Pelzkrawatten an der Ecke Elisabeth/Augustenstraße gründete. Von Anfang an galt der Betrieb als Spezialgeschäft und wurde als solches bei den Gaardener Einwohnern beliebt. Mit zunehmendem Alter des Inhabers aber verfiel das Unternehmen, so dass Emil Schmidt, der es 1924 von Bielenberg mitsamt dem Haus kaufte, sozusagen wieder von vorn anfangen musste.
Emil Schmidt, der im Jahr 1879 geboren wurde, hat seine entscheidenden beruflichen Jahre bei der Fa. Karstadt AG in den Jahren 1910 - 1924-, als Leiter des Revisionsbüros verbracht. Damit waren die kaufmännischen Grundlagen für den Start in die Selbständigkeit gegeben. Die Firma Karstadt stellte ihm ein besonderes, handschriftlich verfasstes Zeugnis aus, das noch heute in seinem Nachlass zu finden ist. Mit viel Fleiß und einer gewissen Zähigkeit, unterstützt von seiner Frau, die er 1903 heiratete, gelang es ihm, sich in Kiel selbständig zu machen.
Die ersten Jahre waren schwer, lasteten doch noch die Nachwehen des ersten Weltkriegs und der Inflation auf allen Bürgern. Hüte und Mützen aber trug jeder und so konnten Emil Schmidt und seine Frau allmählich das Geschäft ausweiten. Seitdem wurde die Firma als Spezialgeschäft für Hüte, Mützen, Pelzwaren und Damenmoden geführt. Im Laufe der Jahre erwarb Emil Schmidt sich so einen guten und bekannten Namen weit über das Ostufer hinaus durch die herausragende Qualität seiner Ware sowie der marktgerechten, soliden Preise.
Das Haus wurde nach damaliger Mode bis unter das Dach „verkachelt“ und der rührigen Gaardener Unternehmer ließ das Geschäft unter den Namen „Hut-Schmidt" eintragen.

Wer etwas auf sich hielt, präsentierte seinen Schopf - besonders sonntags - stets schick bedeckt. Zu bestimmten Anlässen war gediegener Kopfschmuck sogar ein gesellschaftliches Muss. So statteten die Schmidts ganze Generationen von Kieler Jugendlichen mit den einst obligatorischen schwarzen Konfirmationshüten aus. Auch die Schülermützen mit den verschieden farbigen Bändern wurden damals bei Hut-Schmidt gekauft.
Nach dem Ersten Weltkrieg zog sogar ein Hauch von Luxus ans Kieler Ostufer. Bei Hut-Schmidt gab es von 1924 an auch Pelz- und Damenmoden. Doch konnte von solcher Noblesse schon wenig später keine Rede mehr sein.
Das Patenkind von Frau Emmi Schmidt, Emmi Prien wurde am 21. März 1914 geboren und kam 1928 nach Kiel in das Haus ihrer Paten-Tante um hier ihre Lehre zur Einzelhandelskauffrau (es hieß damals selbstverständlich noch Einzelhandelskaufmann) zu beginnen. Sie wurde bald eine große Unterstützung des Hauses Schmidt, so dass das Ehepaar Schmidt Emmi adoptierte.
Emmi, jetzt Frau Emmi Schmidt, erwarb sich weitere Kenntnisse in der Hut- und Pelzbranche indem sie, nach der Beendigung der Lehre, in Hamburg und Frankfurt arbeitete und ihre Kenntnisse ausweitete.

Der Aufschwung der Firma wurde jäh durch den II. Weltkrieg unterbrochen. Nach achtmaligem Bombenschaden zwang ein Totalschaden am 14. Mai 1943 die Familie Schmidt nach Gut Büsdorf zu evakuieren.
In dieser Zeit zeigte die Familie Schmidt eine gewisse Bereitschaft zum Risiko. Es wurde improvisiert, um das Geschäft aufrecht zu erhalten. Die Ware wurde eigenhändig von der Fabrik zum Gut Büsdorf geholt. Von dort ging es mit dem Fahrrad – im von Tür zu Tür Verkauf - zu den Kunden. Not macht erfinderisch - der ambulante Handel wurde das Sprungbrett für das Weiterleben.
Bilder: Walter Ehlert
>>> Weiterlesen: Schmidt (Teil 2)
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