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Aus der Geschichte Kiel-Gaardens



Der Milchladen Christen im Haus Schulstraße Nr. 17 (Teil 1)



1997 schloss der letzte „Tante Emma“ – Laden in Gaarden
Als nach dem ersten Weltkrieg 1918 die Welt neu aufgeteilt wurde, kam es dazu, dass Ostpreußen durch den polnischen Korridor vom Rest Deutschlands abgetrennt wurde und nur noch über die Ostsee unkontrolliert erreichbar war. Viele Menschen verließen jetzt Ostpreußen um im westlicheren Deutschland der Weimarer Republik eine neue Heimat zu finden.
So kam damals dann Johannes Christen mit seiner Frau Johanna aus Königsberg nach Kiel.
 Der Bruder von Johannes, Wilhelm Christen, hatte bereits einen Milchladen in der Gaardener Elisabethstraße Nr. 113. Johannes eröffnete sein Geschäft in der Schulstraße Nr. 17 und 1919 wurde der Sohn Hans August Franz hier in der Schulstraße geboren. 
Johannes starb sehr früh und überließ das Geschäft nun seiner Frau Johanna, die es dann mit Hilfe ihrer Kinder, des Sohnes und ihrer Tochter Hanna weiterführen konnte. Doch Sohn Hans sollte zunächst auf der Werft den Beruf des Drehers erlernen und dann musste er auch noch im Jahre 1939 in den Krieg ziehen. Johanna Christen und ihre Tochter Hanna bewirtschafteten das Milchgeschäft so gut wie es eben in den Kriegsjahren ging.
 Als Hans, der das Glück hatte unversehrt den Krieg als Gebirgsjäger zu überstehen, wieder nach Gaarden zurück kam, konnte er auf der Werft erneut als Metall-Arbeiter Fuß fassen. 
Nur zögernd begann der Wiederaufbau der Stadt und auch in Gaarden deutete sich ein wirtschaftlicher Aufschwung an. Langsam füllten sich die Regale wieder in den Geschäften. 
Hans Christen und Ilse Schumacher heirateten im Jahre 1947 und 1948 kam der gemeinsame Sohn Hans-Peter zur Welt. Die junge Familie wohnte hinter dem Geschäft in einer Wohnung mit ca. 20 m2. Das Haus gehörte dem Glaser Harrs, der seine Glaserei auf dem Hof hatte und neben dem Milchladen noch ein Schaufenster mit Bildern und Rahmen dekorierte.
 Die Arbeit im Milchgeschäft wurde nun laufend immer mehr und Hans gab seine Arbeit auf der Werft auf um jetzt mit seiner Ehefrau die Geschäftsführung zu übernehmen.
 Die Tochter Hanna heiratete den Tabak-Händler Heinrich Wohlsen, der zunächst einen kleinen Kiosk und später ein Tabakwaren-Fachgeschäft an der Ecke Augustenstraße und Elisabethstraße hatte.

Der Geschäfts-Idee mit einem Fahrrad mit Anhänger einen mobilen Milch-Handel zu betreiben, ist es zu verdanken, dass Hans Christen einen kleinen Milch-Laden zum erfolgreichen Geschäft führte. Jeden Morgen fuhr der Kaufmann eine Tour zur Werft um dort Milch und Brötchen zu verkaufen. Er kam dann gegen 8.00Uhr zurück und fuhr mit neuer Ware eine zweite Tour um andere Betriebe zum Frühstück der Mitarbeiter zu versorgen.
Bild oben rechts: Die Gaardener Schulstraße vor 1945 Foto Kieler Stadtarchiv
Bild links aus 1965: Hans Christen hinter dem Verkaufstresen seines Milchgeschäftes
Begleitet wurde Hans Christen täglich über viele Jahre hinweg von seinem Schäferhund Harro, der bei allen Kunden – darunter die vielen Zuliefer-Betriebe der Werft - bekannt und beliebt war.
 Erst 1957 machte Hans den Führerschein und kaufte einen gebrauchten VW-Käfer Modell „Standard“ – mit Zwischengas geben. Die Sitze wurden aus dem Wagen ausgebaut und machten so einigen maßgerechten Holzbrettern Platz. Mit Kisten, Kartons und Milchflaschen beladen ging es früh morgens auf die Verkaufs-Touren – jetzt ohne Hund.
Selbstverständlich wurde das Verkaufs-Fahrzeug am Wochenende wieder zurückgebaut für den Familien-Ausflug. Das Geschäft lief so gut, dass Hans Christen nun alle zwei Jahre ein neues Fahrzeug anschaffen konnte. Immer einen Opel-Caravan und mit dem wurde das Wochenend- Zeremoniell stets wiederholt.
Alle Fotos aus dem Familienbesitz „Christen“
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