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Aus der Geschichte Kiel-Gaardens



Eis-Tempel in der Schulstraße Nr. 20 (Teil 2)



Gaardener Treffpunkt mit einem sakralen Namen

1951 zogen auch die Senioren der Familie Gebhardt aus dem ersten Stockwerk des Hauses aus und die junge Familie - mit der jetzt bereits zwei Jahre alten Tochter – ein.
In der Etage darunter, welche wohl eher als Souterrain gemacht war, war hinter dem Eis-Laden noch ein Zimmer. Hier standen ein großer Eisschrank und die Maschinen für die Speiseeis-Produktion einschließlich einem großen Kühlaggregat.

Es war auch noch Platz für eine kleine Küchen-Ecke, die dem ganzem Raum eine recht gemütliche Atmosphäre verlieh. Das war der heimelige Platz für die Wiege des 1951 geborenen Sohn Torsten.
Im Winter der ersten Geschäftsjahre arbeitete Walter Kuchel für einen Lesezirkel und im Sommer war der Laden stets voller Kunden. Ein gutes Geschäft.
Der Innenraum des Eis-Ladens war hinter dem Tresen mit einem stimmungsreichen und mediterran anmutenden Gemälde ansprechend von dem Maler Ernst Hauser verziert worden.
Als dann die Jugendherberge und das Gaardener Schwimmbad erbaut wurde, reichte das Warenangebot nicht mehr aus. Der Zustrom von überwiegend jungen Leuten ließ nicht nur den Umsatz bei den acht Sorten Eis-Creme steigen. Jetzt wurden auch Süßigkeiten aller Art täglich in großen Mengen verkauft.
Die acht Speiseeis-Sorten wurden von Walter Kuchel in dem hinteren Raum - im Sommer täglich ganz frisch – hergestellt. In dem Verkaufstresen waren vier versenkte Kühlbehälter eingelassen, die jede zur Hälfte geteilt waren.

In den Folgejahren verkaufte das Ehepaar Kuchel Sonntags geschlagene Sahne an die Gaardener Hausfrauen, die ihre Kuchen alle noch selber backten. Sonntags kam ja Besuch. Jeder Sahne-Kunde kam noch mit seiner eigenen Glasschüssel, die gewogen werden musste um so dann mit der Sahne nochmals gewogen zu werden. Das Tara- Gewicht wurde danach wieder abgezogen.
Ganz einfach.

Schlug in den ersten Jahren Herr Kuchel die Sahne noch mit einem großen Schneebesen von Hand, so musste doch sehr bald eine Maschine mit zwei Besen die Arbeit übernehmen. Die Sahne lieferte der Milchhändler Pautke aus dem Kirchenweg.
Der Eis-Laden, den jeder nur über drei Stufen hinab betreten konnte, war immer gut besucht und die 25 Stühle, welche vom Tischlermeister Murr – der gleich nebenan wohnte - gebaut waren, meistens besetzt. Auf Gemütlichkeit wurde auch privat bei Kuchels großen Wert gelegt und Familien-Feste, wie Kinder- und Erwachsenen-Geburtstage wurden in dem kleinen Hinterzimmer ausgiebig gefeiert. Silvester luden Ursula und Walter Kuchel die Nachbarn mit ein, schlossen die Ladentür und feierten im Hinterzimmer und Laden das Neue Jahr.
Das Ehepaar Kuchel leistete sich erst von 1970 an einen regelmäßigen Urlaub – selbstverständlich erst ab Oktober, wenn die Eis-Saison vorbei war.
1980 hatte Walter Kuchel sich noch im Sanierungsbeirat für das Quartier rund um den Vinetaplatz, dem Ebertplatz und der Schulstraße aktiv beteiligt. Aber der kleine gemütliche Eis-Salon mit dem sakralen Namen und den schön gearbeiteten 25 Stühlen wurde nach der Sanierung nicht mehr eröffnet. Walter Kuchel starb 2007 und seine Frau Ursula lebt seit 2009 in einer Senioren-Wohnanlage an der Ecke zum Klausdorfer Weg.
Johannes Tempel war bereits 1979 verstorben. Seine Schwester aber hatte lange Zeit in der Iltisstraße den kleinen Eis-Laden „Scharmer“. Sie war nach dem Krieg mit einem mobilen Eis-Verkauf angefangen. Aber das ist eine andere Geschichte.
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