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Aus der Geschichte Kiel-Gaardens



Der Steffen-Sohst-Platz in der Schulstraße (Teil 1)




Bild links mitte: Lagerplatz Schulstraße der Firma Steffen Sohst.
Bild links unten: Neubau der Germaniawerft. 1897-1901. Bodenertrag Oberhof.
Der Begründer der Firma war der Bauunternehmer Steffen Sohst, welcher bis zu seinem Tode im Jahre 1908 das Geschäft leitete. Sein Nachfolger im Unternehmen wurde sein Sohn Wilhelm Sohst. Die Gründung fiel in die günstige Zeit des allgemeinen wirtschaftlichen und industriellen Aufschwungs unmittelbar nach dem deutsch-französischen Kriege. Auch für Kiel bot sich mit dem Ausbau des Reichskriegshafens eine Fülle neuer Arbeiten. Durch Beteiligung an diesen Gewerken erweiterte sich der anfänglich kleine Zimmereibetrieb bald zu einem größeren Tiefbauunternehmen, welchem Anfang der 1890er Jahre ein Baggereibetrieb angegliedert wurde – zunächst noch in Verbindung mit der Fa. Gebrüder Ihms.
Der erste Zimmerplatz war gemietet; im Jahre 1877 wurde ein eigenes Grundstück Augustenstraße 58 erworben.
Dieses genügte bald der Umstellung und Erweiterung des Geschäfts auf Tiefbau nicht mehr, so dass ein größerer Lagerplatz an der Schulstraße gekauft wurde. Als dieser dem Neubau der Germaniawerft weichen musste, wurde der gegenüberliegende Platz, Schulstraße 31-41, in einer Größe von 15000 qm als Zimmer- und Lagerplatz angelegt.

Er enthielt große Lagerschuppen zur Aufnahme der zahlreichen Geräte, Lokomotiven, Lokomobilen, Dampframmen, Betonmischmaschinen, Hebezeuge, Pumpen, Kippwagen und Schienen; ferner befand sich dort ein großes Lager der gebräuchlichsten Schnitt- und Rundhölzer. Außerdem waren auch 2 Wohnhäuser für Angestellte, Pferdestall, Schmiede- und Zimmerwerkstatt vorhanden.
Um für die immer zahlreicher werdenden schwimmenden Geräte wie: Schwimm-bagger, Greifbagger, Baggerschuten, Dampfer, Schwimmrammen und Leichter eine Liegestelle zu schaffen, wurde im Jahre 1909 ein Grundstück an der Schwentine erworben und als Reparaturwerft mit eigener Patent- Slip-Anlage eingerichtet. Diese Werft war mit allen modernen Werkzeugen, Dampfhammer, Presslufthammer, Dreherei, Kränen und einer autogenen Schweißanlage ausgerüstet.
Die größeren Arbeiten in Kiel von der Firma Steffen Sohst vor dem Zweiten Weltkrieg waren:

Straßenausbau:
Ausbau der Strecke Kiel-Russee - Rendsburger Chaussee.
Straßen-Umpflasterung und Kanalisationsarbeiten in Kiel-Gaarden.

Erdarbeiten: 
Abtragung des Oberhofs auf der Germaniawerft. Schaffung von Bauterrains auf der Katzheide Kiel-Gaarden. Lieferung von 75000 cbm. Betonkies für die Erweiterungsbauten des Kaiser-Wilhelm-Kanals.

Betonarbeiten:
Bau von Stützmauern, Fundament für einen 150-t-Kran, Helling-Anlagen auf der Germaniawerft.
Herstellung von Kaimauern aus Beton für den Kaiser-Wilhelm-Kanal.
Bau von Kaimauern auf den Howaldtswerken.
Fundamente der großen Schiffbauwerkstatt u. Verbreiterung des Torpedobootshellings auf der Kaiserlichen Werft Kiel.

Wasserbauten:
Hellinganlage und Kaimauern Kaiserliche Werft Kiel. Mole Torpedobootshafen.
Abbruch der alten Holtenauer Schleusen.
Bau von Kaimauern und Molen am Innen- und Außenhafen für den Neu- und Erweiterungsbau des Kaiser- Wilhelm-Kanals in Holtenau.
Neubau der Germaniawerft Kiel.
Bau von Hellinganlagen auf den Howaldlswerken.
Bau von Kaimauern für die Stadt Kiel.

Baggerarbeiten:
Vertiefung des Kieler Innenhafens.
Baggerung für die Helling-Anlagen der Germaniawerft. Baggerung vor den Howaldtswerken.
Vertiefung des Reichskriegshafens.
Baggerung für die Erweiterung des Kaiser-Wilhelm-Kanals. Herstellung einer Docksenkgrube für Kaiserliche Werft Kiel.

Die Ausführung dieser Arbeiten zeigt, dass die Kieler Firma Steffen Sohst, welche über die modernsten Geräte dieser Zeit verfügte, in der Lage war, selbst die größten und schwierigsten Aufträge zu erledigen.


Weiterlesen: Der Steffen-Sohst-Platz in der Schulstraße (Teil 2)
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