Abonnieren


Aus der Geschichte Kiel-Gaardens



Fischhandel hat in Kiel eine lange Tradition



Den Handel mit Fisch gab es in Kiel bereits vor der Stadtgründung und auch die Mitgliedschaft der Stadt im Kaufmannsbund der Hanse hatte letztendlich viel mit Heringen aus der Ostsee zu tun. Seit 1871 mit der Ernennung zum „Reichskriegshafen" wuchs die Einwohnerzahl in Kiel stetig an. Die Bevölkerung musste ernährt werden und die Ostsee lag mit ihren Fischfanggründen direkt vor der Tür. So hat auch der mobile Fischhandel in Kiel eine lange Tradition. Überall in den Stadtteilen gab es auch jene Fischhändler, die mit ihren Karren durch die Straßen fuhren und frischen Fisch - meist lauthals - anboten.
Johann Friedrich Wilhelm Schulz, geboren am 16. März 1873 in Kadgiehen – Kreis Labiau, kam 1903 nach Kiel um auf der Kaiserlichen Werft als Schiffbauer zu arbeiten. Mit dem Ende der Kaiserlichen Werft im Jahre 1918 wurde der Mann arbeitslos und machte sich mit einem mobilen Fischhandel selbstständig. Johann Schulz wohnte damals im Sandkrug Nr. 35 und hatte seine Schottsche Karre bei den Eltern seiner Schwiegertochter in der Schloßstraße untergestellt. Mit dieser Karre fuhr er nun morgens sehr früh, nachdem er mit der Fähre die Förde überquert hatte, zu der Fischhale am Seegarten. Hier, in der 1910 fertiggestellten Halle - die heute das Schifffahrtsmuseum beherbergt - kaufte Johann Schulz, die von den Ellerbeker Fischern angelandeten ganz frischen Fische angros auf. Clever, wie er war schob er die extra breite Karre in den Stadtteil Düsternbrook, dahin wo die „Besseren“ Leute wohnten. Mit dem Ausrufen „Hiering – Hiering“ begann Schulz seinen Abverkauf - meistens an die Dienstmädchen und Köchinnen. Um die Frische seiner Ware besonders darzustellen, schlachtete er die Fische vor den Augen seiner Kundschaft. Er machte ein gutes Geschäft und war nahezu an jedem Tag ausverkauft.
Als Johann Friedrich Wilhelm Schulz im Kriegsjahr 1940, nun bereits als Rentner, die Straßenbahn vor dem Bankhaus Ahlmann am Rathausmarkt – damals Adolf-Hitler-Platz- besteigen wollte, stürzte er so unglücklich, dass er noch am Unfallort verstarb.
VerzeichnisZurück

"Seite gefällt mir" klicken und über neue Beiträge direkt durch unsere Facebookseite informiert werden.