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Aus der Geschichte Kiel-Gaardens



Wochenmarkt am Vinetaplatz (5) Fischhandel Fentroß



Die ganze Familie seit über 50 Jahren auf dem Vinetaplatz
Makrele, Aal, Bückling, Dorsch, Hering und Butt

— sie und noch viele Artgenossen mehr gehörten schon seit Generationen zum Leben der Familie Fentroß. Die Fentroß kamen 1946 aus der Nähe von Danzig, aus Junkersacker, in Ostpreußen. Daher also, woher so viele Fischer nach Heikendorf und Kiel kamen. Die Geschichte der Fischhändlerfamilie Fentroß begann schon 1951. Da bot Fritz Fentroß die frischen Fische nicht nur auf dem Vinetaplatz feil, sondern fuhr auch mit seinem dreirädrigen Goliath über Land. Fritz war wohl in jenen Tagen einer der Jungunternehmer, die alles ausprobierten mussten. Er hatte ein Lebensmittelgeschäft, ein Fischgeschäft, welches damals in der Stormarnstraße war, eine Nerzfarm, ein Taxi-Unternehmen und eben jenen mobilen Fischverkauf.

Fritz Fentroß feilschte schon auf dem Kieler Seefischmarkt in Wellingdorf um die, damals noch in ganz großen Mengen, angebotenen Fische. Er kaufte sie dort, nahm sie aus, putzte sie und verkaufte sie wieder. So beschickte er als mobiler Fischhändler die Wochenmärkte in Gaarden, Wellsee, Gettorf und Ellerbek.
Doch die zahlreichen Unternehmungen wurden Fritz Fentroß zu viel und so überredete er 1968 seinen jüngeren Bruder Erich den Verkaufs-Anhänger zu übernehmen. Erich war eigentlich gelernter Maurer und Kranführer. Seit 1949 war er mit Ingeborg Neumann aus Stettin verheiratet. Beide hatten einen Sohn, Bernd, der 1953 geboren wurde und zunächst mit dem Fischhandel rein gar nichts „am Hut“ hatte.

Auch Erich Fentroß kam ab 1966 als Markthändler auf den Gaardener Vinetaplatz. Er fuhr aber auch die Touren seines Bruders ab.
Mit einem gebrauchten Ford Transit verkaufte der Händler seinen Fisch in Elmschenhagen und Kroog, in Hasse und Wellsee sowie im Barkauer Land. Sohn Bernd interessierte sich für Autos. Dementsprechend machte er eine Lehre als Kfz-Schlosser, arbeitete als Tischler und ging zur Bundeswehr.
Aber es lockten ihn die Aussichten auf gute Verdienste dann doch in das elterliche Gewerbe.
Bernd Fentroß platzierte 1976 den gerade erstandenen Verkaufswagen neben den seiner Eltern und zusammen mit seiner Ehefrau Mariette begann die Selbstständigkeit. Die Fische wurden, nachdem es den Fischmarkt in seiner alten Form nicht mehr gab, bei Großhändlern und Räuchereien eingekauft.

Als Bernd und Mariette Fentroß anfingen, gab es auf dem Gaardener Wochenmarkt noch sechs weitere Fischhändler.B is ins zweite Jahrtausend sind es nur noch zwei.
Von 1984 bis 1989 hatten die jungen Eheleute direkt am Vinetaplatz noch einen Fischladen, der in den Räumen des ehemaligen Reformhauses Eckers war. Aber am Ende der 80er Jahre veranlasste ein Fisch-Nachfragerückgang mehrere Marktbeschicker ihren Handel einzustellen. Auch für das Laden-Geschäft von Fentross kamen magere Zeiten. Über die Durststrecke hinweg halfen auf dem Wochenmarkt nur die Stammkunden. Im Jahre 2004 starb Erich Fentroß und 2010 folgte ihm seine Frau Ingeborg. Bernd Fentroß wird vielleicht noch bis 2018 jeden Dienstag und Samstag auf dem Gaardener Wochenmarkt seine frischen Fische verkaufen. Ob sich da noch ein Nachfolger findet?
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