Victor-Schuhe (Teil 1)
Arbeitsstiefel und Lackschuh aus einem schiefen Haus direkt am Vinetaplatz
Es war im Jahre 1940, der zweite Weltkrieg hatte gerade begonnen, als Ernst Victor das bereits gut etablierte Schuhgeschäft in der Gaardener Elisabethstraße von der Witwe Agnes Scheffler kaufen konnte. Gleich nach dem Tod von Armin Scheffler konnte die fast erblindete Agnes Scheffler das Geschäft nicht weiter führen. Das Haus, in dem auch eine Drogerie ihre Ladenräume hatte, blieb im Eigentum der Familie Scheffler. Das Geschäft hieß jetzt Schuhwarenhaus Scheffler Inhaber Ernst Victor.
Ernst Victor wurde in Kiel 1906 geboren. Sein Vater, August Victor, hatte ein Schuhgeschäft in der Brunswiker Straße, welches später in Krieg total zerstört wurde. Der älteste Sohn Karl sollte dann nach dem Krieg das Geschäft in der Holtenauer Straße - am Dreiecksplatz eröffnen. Die weiteren zwei Söhne des August Victor sind nach Amerika ausgewandert und Ernst ging nach Hamburg um hier seine Lehre im Schuhgeschäft der Firma Dankert zu absolvieren. Dankert hatte die Schuhe im gehobenen Segment und Ernst konnte sich rühmen, einst die Füße von Gustav Gründgens mit einer noblen Schuhmarke ausgestattet zu haben.
Die zahlreichen Bomben die auf Kiel und somit auch auf Gaarden immer wieder von den Bomber- Flugzeugen der englischen und amerikanischen Air-Force herab geworfen wurden, trafen auch die Häuser in der Elisabethstraße. So wurde das Haus Nr. 62 zur Hälfte zerstört und Ernst Victor musste nach dem Krieg aus der Ruine heraus seine Ware verkaufen.
Die Nachkriegszeit mit all ihren Entbehrungen endete in Gaarden erst als 1953 wieder auf der Werft gearbeitet wurde und die Arbeiter auch in der Elisabethstraße wieder einkaufen konnten. Es waren Gummistiefel und Arbeitsschuhe wieder gefragt.
Nur sehr langsam füllten sich die Regale der Geschäfte und in Gaarden begann eine Neue Zeit. In dieser Zeit – 1956 – kam Michael, der Sohn von Ernst Victor, zu seinem Vater in die kaufmännische Lehre. Die Firma eröffnete eine
Filiale am Sophienblatt – in einem der Häuser, die später den Sophienhof Platz machen mussten. Am 9.März 1958 feierte das Unternehmen sein 50. Jubiläum. Jetzt firmierte „Victor-Schuhe“ ohne den ehemaligen Inhaber und der Sohn Michael ging nach den Lehrjahren um mehr Erfahrungen zu sammeln nach Hamburg in eine Filiale von Schuh-Kay.
Weiterlesen: Victor-Schuhe (Teil 2)
Alle Fotos von Michael Victor
VerzeichnisZurück