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Aus der Geschichte Kiel-Gaardens



Elisabethstraße Nr. 58 bis Nr.60



Das Nachkriegsbild (oben rechts) zeigt rechts die „Schiefen Häuser“ und links die Häuser, die nach der Sanierung stehen geblieben sind

Die Elisabethstraße wurde 1877 nach der Tochter des Oberingenieurs Gustav Münch benannt. Münch war als Ingenieur von 1874 bis 1879 beim Bau des Marinehafens in Kiel tätig.
Die Straße begrenzte den Vinetaplatz an seiner Westseite und hatte im Erdgeschoss der Häuser vom Karlstal an bis zur Norddeutschen Straße hinunter ein Geschäft neben dem anderen. Dieser Teil der Elisabethstraße war seit 1906/07 die Haupteinkaufsstraße des Stadtteils und das ist sie bis heute noch. Nach einer Untersuchung von 1982 kauften 83% der Gaardener Bevölkerung regelmäßig in Gaarden ein. 58% der Gaardener suchten nur sehr selten oder maximal einmal pro Monat die Kieler Innenstadt auf.

Die im Bild rechts abgebildete Baulücke zwischen den „Schiefen Häusern“ rechts und dem Haus Elisabethstraße Nr. 56, welches Robert Minsel erbaut hatte, zeigt die Reste, die der Zweite Weltkrieg von den Häusern Nr. 58 und Nr. 60 übrig gelassen hatte. Rechts im Bild ist das „Schiefe Haus“ mit dem Schuhgeschäft VICTOR zu sehen. (Foto Stadtsanierung)
Das ehemalige Haus mit der Nr. 60 ist im Adressbuch Kiel von 1915 mit dem Schlosser Segebarth als Eigentümer eingetragen.
War im Jahre 1915 noch kein Geschäft in diesem Haus eingetragen, so eröffnete im Jahre 1925 lt. AB jener Segebarth im Erdgeschoss einen Handel mit Lampen und daneben war jetzt der Butterhändler Jensen & Madsen mit seinem Laden. Im Adressbuch von 1934 ist verzeichnet, dass Segebarth das gesamte Erdgeschoss zu einem Lebensmittel-Geschäft umgebaut hatte, welches er auch selbst betrieb. Dieses Haus wurde vor dem Nachbarhaus im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Das Haus Nr. 58 gehörte lt. Adressbuch ab 1915 dem Dreher Plöhn. Im Erdgeschoss befand sich schon damals die Lederhandlung der Gebrüder Arp sowie im ersten Stockwerk die Wohnung des Juweliers Baumgarten. Baumgarten hatte sein Geschäft zunächst nur im Haus Nr. 56. Er erweiterte lt. Adressbuch von 1934 seinen Laden bis in das Nebenhaus Nr.58 hinein. Auch dieses Haus wurde ein Opfer der Bomben.

Nach dem Zweiten Weltkrieg baute das Textilkaufhaus Stahl & Stiller in die Ruinen der beiden Häuser eine Schaufenster-Reihe ein, welche bis zur Sanierung des ganzen Quartiers die gesamte Front einnahm. (im Bild links unten – Magnussen StA). Die Häuser, die einst am Vinetaplatz entstanden, wurden in den 1980er Jahren abgerissen und machten so Platz für einen Neubau-Komplex. Der Abriss war durch die Absenkung der Häuser, die sich nahezu einen Meter in die darunter liegende Moorlinse abgesunken hatten, immer akuter.
Es war zwar von den Erbauern eine dicke Betonplatte als Fundament verlegt worden und eine unterirdische Beek (von der Mühlenau), die hier wohl überirdisch noch plätscherte, wurde beim Bau unter jene „schiefen Häuser“ einfach zugeschüttet. Bei der Sanierung diente eine Pfahlgründung aus Betonpfählen als Fundament und der zugeschüttete Bach wurde so drainiert, dass jeder noch heute das Plätschern durch die Rohre unter dem Vinetaplatz hören kann.
Die Häuser, die nicht auf dieser Moorlinse standen, blieben selbstverständlich vom Abriss verschont. Schon die Bauherren dieser Häuser wussten bei der Bebauung ihrer Grundstücke durchaus von dem benachbarten Moor-Untergrund und hatten ihre Gebäude sehr bewusst daneben errichtet.
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