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Aus der Geschichte Kiel-Gaardens



Das Schreibwaren-Geschäft (Teil 1)



Elisabethstraße Nr. 54
Jürgen Husfeldt
Der Laden von Georg Bentz


Auch Jürgen Husfeldt, der das Haus mit seiner Ehefrau Dora geb. Krull, Tochter des Kaufmanns Friedrich Krull, Schulstraße Ecke Johannesstraße – Kolonialwaren - , nach den Plänen des Gaardener Bauunternehmers Carl Böttcher 1906 in der Elisabethstraße Nr. 54 erbauen ließ (links im Bild), wusste sehr wohl von jener verhängnisvollen Moorlinse und baute daneben auf festerem Grund.
Auf dem Hof des Grundstücks, welches durch eine Einfahrt an der linken Seite des Hauses zu erreichen war, war die Buchdruckerei mit Buchbinderei sowie eine Tischlerei von dem Bruder, Christian Husfeldt, in einem dafür errichteten Werkstatt-Gebäude untergebracht.
Das Geschäft für Tapeten und Linoleum von Christian Husfeldt war in dem Laden gleich neben der Einfahrt und das Papier- und Lederwaren-Geschäft von Jürgen Husfeldt befand sich in dem großen Ladenraum mit den zwei – für diese Zeit - recht riesigen Schaufenstern. Im Jahre 1934 hatte hier, lt. Adressbuch, auch der Lesezirkel von Kloß & Erdmann seine Geschäftsräume.

Am 14. Mai 1943, bei dem mächtigen Bombenangriff auf Gaarden, durchschlug ein Blindgänger das Hauptgebäude und wurde von der massiven Eichenplatte des großen Packtisches der Papierwaren- Handlung von Jürgen Husfeld abgefedert und blieb darauf liegen. In dem darunter liegenden Kellerraum befand sich der Luftschutzkeller, in dem sich derzeit alle Bewohner des Hauses aufhielten. Der schwere Eichentisch blieb fast unbeschädigt, war aber wegen der durchgebogenen Platte kaum noch nutzbar. Dennoch hat Jürgen Husfeldt bis zu seinem Tod darauf bestanden, dass dieser „Lebensretter“ einen Platz in den hinteren Geschäftsräumen behielt. Das zweistöckige Hofgebäude mit der Buchdruckerei, Buchbinderei sowie der Werkstatt des Tischlermeisters Christian Husfeldt wurde bei diesem Bombenangriff total zerstört.
Der Tischlermeister Christian Husfeldt gab nach dem Verlust seiner Werkstatt auch das Tapeten- und Linoleumgeschäft auf, zog in eine Wohnung am Vinetaplatz Nr. 3 und richtete sich auf dem Hof des Hauses Iltisstraße 34 eine neue Werkstatt ein. Die nun nicht mehr benötigte Einfahrt zum Hof der Elisabethstraße Nr. 54 wurde provisorisch zu einem Eier-, Obst- und Gemüse-Laden umgebaut, den das Ehepaar Sievers solange betrieb, bis ein Herr Never später Heiner Hoffmann den kleinen Geschäftsraum übernahm.
Gleichzeitig mietete die Firma Schuh-Ganzenmüller - nach der Zerstörung ihres gegenüber liegenden Hauses - den großen Ladenraum von Jürgen Husfeldt für eine kurze Übergangszeit. Husfeldt startete, nun bereits über 70 Jahre alt, mit Unterstützung seiner Frau und der während des Krieges in das Elternhaus zurückgekehrten Tochter Karla (Maywald), neu mit einem Papierwarenhandel in dem kleineren ehemaligen Tapetenladen.
Erst 82jährig musste Jürgen Husfeldt 1955 aus gesundheitlichen Gründen seine Berufstätigkeit aufgeben und verstarb wenige Monate später.
Das Geschäft wurde an die Firma Georg Bentz – Geschenkartikel, Spiel- und Papierwaren vermietet und Karla Maywald als Filialleiterin eingestellt.
Besonders zu erwähnen wäre auch das durchaus spezielle Angebot der Spielwaren im hinteren Geschäfts-Bereich.
Die ersten SIKU-Automodelle sowie erste Lego-Sortimente und die Modellbaubögen aus Wilhelmshafen mit den Schiffs- und Flugzeug-Modellen wurden exklusiv in Gaarden nur bei Bentz erstmalig angeboten. Die Firma Georg Bentz war ein Tochterunternehmen des Großhändlers Udo Bünsch, welches sich in dem Haus Nr. 11 am Alten Markt gegründet hatte. Einen weiteren Laden mit dem Namen Georg Bentz gab es noch in dem Eckhaus Brunswiker Straße Nr. 19. Nach den Kriegszerstörungen der gesamten Brunswiker Straße zog dieses Geschäft an die Ecke Bergstraße und Wilhelminenstraße.

Weiterlesen: Das Schreibwaren-Geschäft (Teil 2)
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