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Aus der Geschichte Kiel-Gaardens



Mit Pionierarbeit zur „Ersten Drogerie am Platze“ (Teil 1)



- Georg Harder -
Elisabethstraße / Kieler Straße

Der Großbauer Harder in Brokreihe im Kreis Steinburg bei Itzehoe hatte fünf Kinder. Da war Julius, der den Hof übernahm, Herman wurde ein erfolgreicher Ingenieur und die Schwester Anna heiratete den Inhaber einer Baustofffirma.
Die Brüder Heinrich und Georg aber lernten den Beruf des Drogisten.
Heinrich eröffnete sein Drogerie-Geschäft am Vinetaplatz. Als er starb heiratete seine Frau Dora den Dipl. Ing. Beer. Die Drogerie wurde 1936 an Heinz Friedrichsen verkauft, sollte später jedoch als Dromarkt in die Familie Harder zurückkehren.
Georg Harder wurde am 9. Juli 1885 in Brokreihe geboren und erlernte seinen Beruf im Jahr 1900 in einer Husumer Drogerie. Von hier ging er, um sich in dem Drogisten-Beruf weiter zu entwickeln, sogar bis nach Leer und nach Hannover.

1908 erhielt Georg Harder aus dem Hoferbe 10.000 Goldmark (eine Goldmark entsprach zu dieser Zeit ca. 5,17 €). Davon erwarb er das Haus in der Elisabethstraße Nr. 42 mit der Ecke zur Kieler Straße Nr. 33 von einem Herrn Lankau. Hier in der Elisabethstraße eröffnete Georg Harder zunächst ein recht kleines Geschäft, die Zentral-Drogerie. Aber zusätzlich hatte er auch parallel dazu noch eine Filiale, die Phoenix-Drogerie in der Augustenstraße Nr. 77 - direkt an der Ecke zur Norddeutschenstraße. Die Filiale leitete Paul Dethloff, ein Angestellter.
Der Drogist Georg Harder machte 1912 noch eine Giftprüfung für seine Geschäfte und musste dennoch 1914 zu den Jägern nach Rumänien in die Schützengräben eines grausamen Krieges.

Als Georg 1918 traumatisiert und von Strapazen gezeichnet wieder nach Kiel-Gaarden zurückkam, fand er sein mühsam aufgebautes Geschäft heruntergekommen und ohne Waren vor – was er auch nicht anders erwartet hatte.
Er erholte sich relativ schnell, brachte seine Drogerie in kurzer Zeit mit großem Schwung und Elan wieder hoch und heiratete 1921 die 14 Jahre jüngere, kulturell gebildete Frieda Emma Auguste (Friedel) Krämer aus der Muliusstraße, welche die Bücher der Harder-Drogerie über viele Jahre hinweg noch führen sollte und bis zu ihrem Tod auch Mitinhaberin des Geschäftes war.
Im Jahre 1922 wurde den Harders der erste Sohn Adolf geboren. Dann 1926 kam Georg Junior zur Welt.
Die Geschäfte liefen wieder ausgezeichnet – bis eine Wirtschaftkrise 1929 und eine folgende Inflation die gesamte Geschäftswelt veränderte. Georg Harder war wachsam und korrigierte täglich seine Verkaufspreise – das ließ seine Drogerie überleben.

Ein großer Umbau des Hauses an der Ecke Elisabethstraße und Kieler Straße erfolgte 1935. Der Eingang in das Mietshaus wurde in die Elisabethstraße verlegt, in der Kieler Straße wurden die Räume des Tabakwaren-Geschäfts der Frau Prießnitz und des Fahrradladens von Reschke übernommen.

Die jetzt größere Drogerie wurde nun über den Eingang direkt an der Ecke zur Kieler Straße betreten. Der älteste Sohn, Adolf Harder, absolvierte eine Drogistenlehre in der Blücher-Drogerie Dreyer am Blücherplatz. Der zweite Sohn, Georg ging noch in die Schule. Am 14. Mai 1943 sah der Junge über sich, als er zum Besuch seiner Verwandtschaft nach Brokreihe fuhr und er in Wrist umsteigen musste, den gewaltigen Bomberverband, der einen Angriff auf Kiel flog.

Der Vater kam zu dieser Zeit aus der Pickert-Kaserne, wo er seiner Arbeit als Leiter des Entgiftungstrupps nachging und musste nun die totale Zerstörung seines Hauses, seines Geschäftes, seiner ganzen Existenz durch den Bomben- Hagel, der auf Gaarden niederging, miterleben. Harder wurde Augenzeuge des Gaardener Infernos und der Zerstörung seines Lebenswerks.
An diesem Tag wurde der größte Teil des Stadtteils Gaarden zerstört und viele Menschen verloren ihre Wohnungen – auch die Familie des Drogisten.
Das Haus an der Ecke Elisabethstraße und Kieler Straße war durch die Bomben zu einer unbewohnbaren Ruine geworden. Familie Harder zog, nachdem sie aus zwei weiteren Wohnungen ausgebombt wurde, in die Wohnung im ersten Stock des Hauses Stoschstraße Nr. 1, wo Georg Harder bereits die Leitung der Mohren-Drogerie des Kollegen Maurmann mit dem Beginn dessen Kriegsdienst übernommen hatte.

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