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Aus der Geschichte Kiel-Gaardens



Die Geschäfte um den Alfons-Jonas-Platz



Der Alfons-Jonas-Platz kam erst am 9. Juli 1997, in Erinnerung des Kaufhaus-Besitzers, der 1934 Deutschland verließ, weil er als Jude um sein Leben und das seiner Familie fürchten musste, zu seinem Namen.
Alfons Jonas und sein Geschäft waren beliebt wegen der kleinen Preise und der großen Freundlichkeit. 1933 hatte das Verhängnis ganz klein im Alltag begonnen und endete im Entsetzen.
Am 1. April 1933, als zum Boykott der Geschäfte jüdischer Bürger aufgerufen wurde, standen die Gaardener zu Hunderten morgens vor dem Haus, um demonstrativ bei Jonas einzukaufen. Nach einigen Stunden schloss Alfons Jonas jedoch das Geschäft, um Unruhen zu verhindern. Der Sohn Rolf war zwölf Jahre alt und Schüler der Oberrealschule, heute Gymnasium Wellingdorf, als sein Vater den Entschluss fasste, mit seiner Familie Deutschland zu verlassen.
Ein Mitglied der jüdischen Gemeinde unterrichtete Rolf und seinen ein Jahr jüngeren Bruder Hans in der hebräischen Sprache, während der Vater alle Vorbereitungen für die Auswanderung traf. Das Angebot eines Tischlers, in die speziell für die Ausreise angefertigten Möbel Verstecke für Wertsachen einzubauen, lehnte Alfons Jonas jedoch ab. Der Geschäftsmann hatte Weitsicht und Charakter, er hätte nie gegen die Gesetze verstoßen.
Die Familie ging nach Zürich, wo Hans zunächst eine Scharlacherkrankung auskurieren musste. Später baute sich Alfons Jonas in Haifa mit einem Haushaltswarengeschäft eine neue Existenz auf. Das Kaufhaus in Haifa sollte genauso wie das Geschäft in der Elisabethstraße - mit kleinen Preisen große Mengen verkaufen - funktionieren. Die Preise jedoch waren festgeschriebene Preise und es konnte nicht verhandelt werden. Das war für den Vorderen Orient etwas ganz neues – aber es gelang.
Anfang der 50er Jahre wagte Alfons Jonas noch einen Neuanfang: Er kam nach Kiel zurück, um das Gaardener Kaufhaus wieder aufzubauen. Nach einem Herzanfall 1957 verkaufte er seinen Geschäftsanteil und zog zurück nach Israel zu seinen Kindern und Enkelkindern. Er starb 1976.

Das neue „Gaardener Kaufhaus“ von Alfons Jonas war zwischen der Augustenstraße und der Jägerstraße mit dem Eingang in der Elisabethstraße Nr. 33/35 entstanden.
1957 gehörte das Haus der Firma Wagner & Co, Düsseldorf, welche hier jetzt das „GEKA Gaardener Kaufhaus GmbH & Co.“ betrieb. 1980 zog hier Jens Petersen mit seinem Herrenausstatter-Geschäft ein.
Das Nebenhaus zur Jägerstraße hin, welches die Gaststätte „Ambassador-Club“ beherbergte, wurde erst später gebaut.
An der anderen Ecke zur Jägerstraße entstand ein Mietshaus mit einer Filiale des Textil-Handels Hettlage & Lampe aus der Holstenstraße. In dem Haus daneben hatte eine Filiale von „Eklöh“ Einzug gehalten und an der Ecke zur Kieler Straße entstand ein Haus mit zunächst dem Textilgeschäft von Heidenreich-Damenmoden.

Darauf zog hier das Geschäft von Betten-Schmitz ein, welches jedoch bald wieder geschlossen wurde, um für eine Filiale von Kloppenburg Platz zu machen.

Gegenüber dem Kaufhaus von Alfons Jonas war bei einem Bombenangriff 1941 bereits das Haus Elisabethstraße Nr. 34, welches dem Kaufmann Ziegler gehörte, zerstört worden.

Auf diesem Gelände erbaute Walter Korten ein großes Eckhaus bis über die Ecke zur Augustenstraße hin und eröffnete im Erdgeschoss einen für die Nachkriegszeit sehr gut sortierten großen Lebensmittelladen mit dem Namen WAKO. Hier wurden die Kunden an mehreren unterschiedlich sortierten Verkaufstresen bedient und mussten anschließend an nur einer Kasse zahlen.

Das Geschäft bestand nur bis zum Tod des Walter Korten im Jahre 1960. Korten war nach den ersten Nachkriegs-Jahren bei Schwarzmarkt-Geschäften zu Geld gekommen und hatte alles in die Immobilie mit seinem neuen Kaufhaus investiert. Auch das an den Kino-Betreiber Szepanik verpachtete Lichtspielhaus „Die Kurbel“ in der Augustenstraße mit dem darüber liegenden „Cafe Kurbel“ gehörten mit zum Besitz von Walter Korten. Die Kurbel eröffnete am 18. August 1955 mit dem Film „Die gebrochene Lanze“. Durch den Tod des Geschäftsmannes wurde die Firma zahlungsunfähig und das Lebensmittel-Geschäft geschlossen – die Immobilie verkauft.
Nur der Name WAKO stand noch in großen Lettern bis ins neue Jahrtausend an der Hauswand zur Ecke Augustenstraße, da wo die Linie 4 der Straßenbahn abbog.
Das Kino „Die Kurbel“ schloss im März 1979 mit dem Film „Ein ausgekochtes Schlitzohr“.

In die Eckläden des ehemaligen WAKO-Hauses hatten 1963 der Uhrmachermeister Wilhelmy und der Tabakwaren-Fachhandel von Wohlsen ihre Geschäftsräume. Das Geschäft daneben wurde an das „Wollparadies“ vermietet und in das Haus Nr. 34 eröffnete „Heim und Herd“ ein Geschäft für Haushaltswaren. Das Grunstück Elisabethstraße Nr. 36 blieb längere Zeit unbebaut. Hier stand ein Imbiss-Verkaufswagen und eine grüne Bude, in der ein älteres Ehepaar Romanheftchen tauschte oder verkaufte.
So bekam ein Kunde für 2 Bergdoktor-Romane vielleicht mal einen Jerry-Cotton-Roman oder einen Western. Als das Grundstück dann bebaut wurde, zog hier eine Filiale von COOP ein.
Das Grundstück Elisabethstraße Nr 38 wurde zunächst von der Firma Wilhelm Hansohm bebaut, der hier sein Geschäft für Eisenwaren einrichtete. 1969 kam in die Geschäftsräume dieses Hauses ein Kaisers-Kaffee-Supermarkt, der sich vorher an der Ecke zur Johannesstraße befand.
Mit der Verschmelzung der Supermarkt-Kette von EKLÖH und der Coop waren sich für eine kurze Zeit zwei Coop-Märkte in der Elisabethstraße genau gegenüber. Der Markt in dem Haus Nr.36 wurde geschlossen. Mit einem neuen Konzept der Coop namens „Joker“ eröffnete hier einen Testmarkt für Verkauf von Non-Food Artikeln. Es blieb bei einem Test.
In dem Haus mit der Nummer 40 hatte die Dresdner Bank und der Juwelier Boyens je einen Geschäftsraum.
Bilder aus dem Kieler Stadtarchiv
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