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Aus der Geschichte Kiel-Gaardens

An der Ecke Preetzer Straße und Elisabethstraße –


Kieler Knacker, der Schrotthandel, das Norddeutsche Echo
und die Sache mit Helgoland


Die Bilder sind aus den 1950er Jahren und zeigen die Ecke der Elisabethstraße zur Preetzer Straße. Hier standen einige Buden in denen Zeitungen und Getränke sowie Süßigkeiten verkauft wurden. Innen waren sogar Sitzplätze für die Kunden, die hier ein Flaschenbier trinken wollten.
Zwischen diesen Kiosk-Buden hatte sich eine Schrotthandlung einen Platz eingerichtet, der zwar an der Seite zur Preetzer Straße nur ihre Einfahrt zeigte, aber in der Tiefe dann doch recht groß war.
Der Schrotthandel von der Firma Wulf, war von Frau Johanna Magdalena Wulf gegründet worden. Daneben – noch weiter versteckt – war die Remise einer weißen Hochzeitskutsche untergebracht. An manchen Tagen konnte beobachtet werden, wie die zwei Schimmel hier angespannt wurden und anschließend davon trabten. Sehr viel später wurde hier ein fester Pavillon aus Ziegelsteinen errichtet, in dem der „Schimmelkrug“ lange Jahre lang als kleine Kneipe von vielen Gaardener Gästen aufgesucht wurde. Nur kurz um die Ecke zur Elisabethstraße hin waren zwei weitere Gaststätten, die durchaus nicht weniger Gäste zu verzeichnen hatten.
Die Traditionsgaststätte mit dem Namen „Zur Einigkeit“ gab es hier schon seit Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Die letzten Pächter gaben das Lokal im Jahre 2015 aus Altersgründen ohne Nachfolger ab.
Direkt an der Ecke – im Haus Preetzer Straße Nr. 21 – war über viele Jahre ein Tabakwarengeschäft bis in den 1980er Jahren hier die Gaststätte „Zum Brook“ eröffnete.
Die Anhäufung der Bierlokale an dieser Ecke war auch der nahen Haltestelle des Oberleitungsbusses und später der anderen Linienbusse zuzuschreiben.
Auf der anderen Seite der Preetzer Straße – an der Ecke zur Bielenbergstraße – gab es nach dem Zweiten Weltkrieg ähnliche Buden wie auf der Straßenseite gegenüber. Hier war die größere Baracke, in der eine Leihbücherei war und die Noddeutsche Rundschau verkauft wurde. In den angrenzenden Räumen gab es eine kleine Versammlungsstube, die als Jugend-Treffpunkt genutzt wurde. Diese Baracke war die Gaardener Einrichtung der damaligen kommunistischen Partei Deutschlands der KPD. Die Aufnahme des Fotos rechts wurde vor der Tür der Leihbücherei gemacht. Hier entstand später ein Mietshaus mit einer Apotheke im Erdgeschoss.
Auch in Gaarden wurde im Januar 1951 für den Erhalt der Insel Helgoland demonstriert.
Die vier jungen Männer auf dem Foto feiern die Freilassung aus dem Kieler Polizei-Arrest, in dem sie als Demonstranten einsitzen mussten.
Bis 1952 blieb Helgoland militärisches Sperrgebiet und Bombenabwurfplatz für die britische Luftwaffe. Während dieser Zeit nannten britische Soldaten die Insel zynisch Hell-go-land (das Land, das zur Hölle geht).
Am 20. Dezember 1950 besetzten zwei Heidelberger Studenten die Insel und hissten die deutsche Flagge, die Flagge der Europäischen Bewegung und die Flagge Helgolands. Am 3. Januar 1951 holten britische Offiziere die Besetzer wieder von der Insel.

Die Besetzung durch die Deutschen löste eine breite Bewegung zur Rettung Helgolands aus.
Nachdem der Deutsche Bundestag im Januar 1951 einstimmig die Freigabe der Hochseeinsel gefordert hatte, gaben die Briten am 1. März 1952 Helgoland wieder an die Bundesrepublik Deutschland zurück. Die Bevölkerung erhielt die Erlaubnis, auf ihre Insel zurückzukehren. Bis heute ist der 1. März auf Helgoland ein Feiertag.
Auf Grundstück neben der Bude mit dem Verkauf des Norddeutschen Echos an der Preetzer Straße Nr. 26 bis 28 war die Fleischwaren-Fabrik von Ehlers & Co. Die Familie Ehlers wohnte auch hier in einer Villa, die zum Brook hin an dem zu einem See aufgestauten Mühlenbach stand.

In der Fabrik wurden im Hungerwinter 1947 Fleischknochen an die Gaardener Einwohner, die in langer Schlange anstanden, verkauft.

Hinter einer Mauer verbarg sich ein kleines Paradies. Nur wenige Gaardener haben einmal Gelegenheit gehabt, durch die kleine Tür in der wuchtigen Mauer des Hofes der Fleischwarenfabrik von Ehlers & Ko. in der Preetzer Straße zu gehen und einen der reizvollsten Privatparks zu entdecken. Er ist ein Stück Schwentinetal en miniature, mit einem vom Langsee kommenden, immer lustig plätschernden Bach, der in einen mit Schwänen und Wildenten besetzten Teich mündet. Die etwa 15 Meter tiefe, teils aufgeschüttete, teils natürlich gewachsene Schlucht lag eingebettet zwischen dem Gaardener Brook, der Bielenbergstraße und dem Fabrikgelände, dessen Gebäude mit den Räuchertürmen und dem Turm der benachbarten Iltisschule das Bild einer alten Trutzburg mit einst unüberwindlichen Wällen vorgaukeln wollte. Wer dann vor dem blumenumrankten Grabstein des 1956 verstorbenen, in einer Urne im Park beigesetzten Gustav Ehlers stand, begriff in dieser Umgebung die Inschrift:

„Weit dehnt sich die Nacht
Und meine Gedanken unbedacht
Verlieren sich in diese Einsamkeit!"
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