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Aus der Geschichte Kiel-Gaardens

Stolpersteine für Familie Cohn


Iltisstraße 36

Emil Cohn, am 9.12.1876 in Laboe geboren, war seit 1905 verheiratet mit Henriette Cohn, die am 3.3.1880 in Weener/Ostfriesland als Henriette Gerson zur Welt gekommen war. Beide waren Mitglieder der Israelitischen Gemeinde Kiel.
Da Emil Cohn als Malergehilfe in Kiel-Gaarden arbeitete, zog die Familie 1912 von Laboe nach Kiel, zunächst in die Pickertstraße 26, ab 1914 wohnte sie in der Iltisstraße 36. Emil Cohn war ab 1935 selbständiger Maler – ob freiwillig oder weil er
als „Volljude“ galt und entlassen wurde, ist
nicht bekannt.
Ab 1936 war Emil Cohn Halb-Invalide, ab 1940 Voll-Invalide und konnte seiner Arbeit als Maler nicht mehr nachgehen.
Am 15.3.1940 wurden die Eheleute gezwungen, mit weiteren Familienmitgliedern in die sogenannten „Judenhäuser“ Kleiner Kuhberg 25/Feuergang 2 zu ziehen, wo die meisten Kieler Juden vor den Deportationen in die Ghettos und Vernichtungslager im Osten auf engstem Raum zusammengepfercht leben mussten.
Am 6. 12. 1941, einem Sabbat, wurden die Cohns in einer Gruppe, bestehend aus etwa 60 Kieler Juden und weiteren jüdischen Familien aus Schleswig-Holstein und Hamburg, nach Riga deportiert. Dort befand sich ein Sammellager, in dem deportierte Frauen, Männer und Jugendliche Zwangsarbeit leisten mussten. Viele fanden durch die katastrophalen Bedingungen – schlechteste hygienische Verhältnisse, mangelhafte Ernährung, Krankheiten, Seuchen, die Kälte im Winter, Misshandlungen und wahllose Erschießungen durch die SS – den Tod.
Zahlreiche Frauen und Kinder wurden schon
kurz nach ihrer Ankunft in Bikernieki, dem
Hochwald bei Riga, erschossen und in
Massengräbern verscharrt.
Höchstwahrscheinlich gehören auch Emil und
Henriette Cohn zu den Toten, denn in Riga
verliert sich ihre Spur.


Quellen:
• JSHD Forschungsgruppe „Juden in Schleswig-Holstein“ an der Universität Flensburg, Datenpool (Erich Koch)
• Adressbücher und Gemeindelisten der Stadt Kiel
• Landesarchiv Schleswig-Holstein, Abt. 352.3, Nr. 5514 und Nr. 5683
• Arthur B. Posner: Zur Geschichte der Jüdischen Gemeinde und der Jüdischen Familien in Kiel
• Dietrich Hauschildt-Staff, Juden in Kiel im Dritten Reich, Staatsexamensarbeit, Kiel 1980
• Bilder: Repro W. Ehlert - 2013
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