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Aus der Geschichte Kiel-Gaardens

Die Pickertkaserne



1867 wurde Kiel dann "Kriegshafen" des neu gegründeten norddeutschen Bundes und Sitz des aus den Ämtern Bordesholm, Kronshagen, Kiel und Neumünster gebildeten Kreises Kiel.
In der Verfassung des neugegründeten Deutschen Reiches von 1871 heißt es in Artikel 52, Absatz 2: Der Kieler Hafen und der Jadehafen sind Reichskriegshäfen.
1878 nahm mit der Kaiserlichen Werft Kiel die dritte Großwerft ihren eigentlichen Betrieb auf (vorher - seit 1865 - Marinedepot).
1883 schied Kiel aus dem gleichnamigen Kreis aus und wurde eine kreisfreie Stadt; neuer Sitz des Kreises Kiel wurde die Stadt Bordesholm.
Kiel wurde 1887 deutscher Reichskriegshafen; es setzte ein rasantes Bevölkerungswachstum durch die Ansiedlung der Werftindustrie ein. Deren Beschäftigte organisierten sich rasch: Das Kieler Gewerkschaftskartell wurde 1893 gegründet und hatte zu Anfang 2.900 Mitglieder.
1895 erfolgte die Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Kanals (heute Nord-Ostsee-Kanal), welcher bald die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt wurde. In der Folge wurde Kiel endgültig zum Haupthafen der deutschen Kriegsflotte.
1877 wurde auf einem unbewohnten Gebiet in Gaarden - östlich der Kaiserstraße - die Matrosenkaserne der ersten Werftdivision gebaut. Der Bau und die Matrosen sollten die Wirtschaft beleben. Mit der dadurch gesteigerten Steuerkraft sollte der Schulbau finanziert werden.
Das Grundstück der Kaserne mit dem großen dazu gehörenden Kasernenhof, der als Exerzierplatz diente, lag an der im Jahre 1902 entstandenen Pickertstraße zwischen der Augustenstraße und der Ernestinenstraße. Die Straße ist nach dem kommissarischen Gemeindevorsteher, der am 1.April 1901 eingemeindeten Landgemeinde Gaarden, im Krs. Plön, dem Doktor der Juristerei Pickert benannt. Er war von 1893 – 1901 auch der Direktor der Germaniawerft.
Am 01. Oktober 1904 bezog das I. Seebataillon die ehemalige Werftdivisions-Kaserne in Gaarden. Von hier aus zog die Inspektion der Marine-Infanterie und das erste Seebataillon in den Ersten Weltkrieg. Die Kaserne wurde 1920 zu einer Polizei-Kaserne.

Der Vorplatz der Kaserne, welcher sich einst durch das Exerzieren der vielen Werft- und Seesoldaten verdichtete, wurde noch vor dem Zweiten Weltkrieg mit einem Bunker unterhöhlt. Hier wurden Lebensmittel – hauptsächlich Zucker - eingelagert.

Der Bunker für die Bevölkerung war noch lange am westlichen Ende des Vorplatzes als Ruine sichtbar. (Bild)
Vom Kasernenhof bis auf das Dach des Bunkers hatten die Artisten der Familie Traber 1954 ein Seil gespannt um hier sensationelle Kunststücke vorzuführen.
Der Platz über dem jetzt zugeschütteten Zucker- Bunker unter dem Kasernenhof wurde im selben Jahr als Fußball-Platz genutzt und war zu diesem Zweck mit Schlacke aufgefüllt worden.
Die Kaserne, bei der immer noch - nach all den vielen Jahren - der Schriftzug „ erstes Seebattallion“ wenn auch sehr blass zu er kennen war, wurde abgerissen. Und auch den Bunker gibt es seit dem nicht mehr. Eine neue attraktive Wohnungsbebauung entstand. Das Areal heißt heute nach dem ersten Geschäftsführer der Kieler Wohnungsbau-Gesellschaft „Gustav- Schatz-Hof.“
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