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Aus der Geschichte Kiel-Gaardens



Die Fähre von Kiel nach Gaarden



Jedes Schiff durfte 600 Personen aufnehmen und über die 300 Meter lange Strecke befördern. Oder es konnten mit jeder Fähre jeweils drei Pferdefuhrwerke übergesetzt werden, die damit den langen Weg um die „Kippe“ einsparten. Die Schiffe fuhren von 5.50Uhr bis 22Uhr. Dafür mussten Erwachsene einen Fahrpreis von fünf und Kinder von zwei Pfennigen bezahlen. Einige durften allerdingst nicht an Bord: Betrunkene, Leichenwagen sowie Müll- und Fäkalieneimerwagen waren von der Beförderung ausgeschlossen.
Bereits am 26. Juli 1904 wurden die Pläne von Stadtrat Kruse zur Errichtung der Fährlinie angenommen. Die Städtischen Kollegien, die noch im alten Rathaus am Markt tagten, bewilligten 430 000 Mark für den Bau von drei Fährschiffen und die Errichtung von zwei Anlegebrücken. Die tatsächlichen Kosten lagen aber bei 640 000 Mark allein für die Schiffe und 300 000 Mark für die Anlande-Vorrichtungen. Zunächst hatte eine eigens gegründete Kommission den Bau einer Brücke ins Spiel gebracht. Doch die Stadt wollte für deren Unterhalt Brückenzoll erheben – damit war die Idee vom Tisch. Ebenfalls waren ein Tunnel sowie eine Schwebefähre diskutiert worden.
Aber auch das scheiterte am Geld. Den Zuschlag für den Bau der drei Fähren erhielten die Howaldtswerke. Die Fertigstellung der „PRIMUS“ erfolgte 1907 und am 31. Juli 1908 wurde die Fähre „SEKUNDUS“ vom Kieler Magistrat eingeweiht.
Die Bauart entsprach der amerikanischen Fähren, das heißt, sie hatten „symmetrische Schiffsenden“, wie es in einer zeitgenössischen Baubeschreibung hieß. Sie brauchten also beim An- und Ablegen nicht zu wenden. Waren die Schiffe in Fahrt, wurde das nichtbenötigte Ruder festgesetzt. Die Positionslampen schalteten sich automatisch um.

Jede einzelne Fähre war 30 Meter lang und 10,50 Meter breit. Mit einer Maschinenleistung von 350 PS liefen sie 8,16 Knoten.
Die Namen der Fähren waren an der Zahl der Ringe im Schornstein zu erkennen
Die „SECUNDUS“ wurde bald ausgemustert und verkauft. Die „TERTIUS“ wurde 1944 durch Bomben versenkt. 1948 wurde sie als Badeponton vor Düsternbrook verankert und 1952 hat man sie dann am Eisenbahndamm verschrottet.
Fährschiff „PRIMUS“ ging 1945 an die Verwaltung des Nord-Ostsee-Kanals und wurde als Kanalfähre in Brunsbüttel eingesetzt. Sie fuhr dort unter dem gleichen Namen bis Ende der 1960er, wo sie erneut verkauft wurde und schließlich als Arbeitsprahm einer Wasserbaufirma endete.
1952 kam dann eine neue Gaardener Fähre in Fahrt. Kapitän Willy Zenner organisierte – zunächst mit einem ehemaligen Alsterboot aus dem Jahre 1920 – einen Personenfährdienst auf fast dem gleichen Kurs wie die Trajektfähren.
Zu Zenners erstem Schiff, der „GAARDEN“, gesellte sich ein Jahr später ein ähnliches Fahrzeug aus Cuxhafen mit Namen „KIEL“. 1954 und 1958 gingen zwei weitere Schiffe in Fahrt (MS“ELLERBEK“ und MS „LOOP TO“), die auch für Ausflugsfahrten zum Einsatz kamen.
Zenners Fährunternehmen litt allerdingst unter der Konkurrenz der neuen Straßenbahnlinie 4 und des zunehmenden Autoverkehrs und musste 1962 Konkurs anmelden. Die KVAG übernahm die Linie und setzte bis 1974 andere betagte und weniger geeignete Schiffe ein.

Der Fähr-Anleger in Gaarden „Wilhelminenhöhe“ besaß auch eine Haltestelle der elektrischen Straßenbahn, die in der Gegenrichtung bis Wellingdorf zur Gaststätte „Stadt Kiel“ fuhr. (Abb: Postkarten aus 1909)
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