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Aus der Geschichte Kiel-Gaardens

Forschungsschiff Gauß


Als Namensgeber diente ein meisterlich konstruiertes und von den Kieler Howaldtswerken aufwendig erbautes Schiff

Die Gaußstraße verlief seit 1903 von der Stoschstraße bis zum Kirchenweg - erst seit1954 wurde sie von der Helmholtzstraße zum Kirchenweg verkürzt. Der Straßenname wurde zur Erinnerung an die mit dem Schiff "Gauß" von Kiel aus angetretene Südpolarexpedition festgelegt. Als Gaußplatz wurde das Gelände, welches als Sportplatz genutzt wurde zwischen Helmholtz- und Stoschstraße bezeichnet. Hier steht heute die Hans-Christian-Andersen Schule.
Das Forschungsschiff, die erste Gauß wurde in Kiel-Dietrichsdorf bei den Howaldtswerken gebaut, lief im April 1901 vom Stapel und konnte schon drei Monate später an den Auftraggeber abgeliefert werden. Der Taufname GAUSS ehrt die Leistungen von Carl Friedrich Gauß, der als erster die Lage der magnetischen Pole berechnet hatte.
Das Schiff war als Dreimast-Marssegelschoner getakelt. Sie besaß zudem einen Schraubenantrieb mit einer Dampfmaschine, elektrische Beleuchtung und eine Dampfheizung.
Die Baupläne entstanden in Anlehnung an die Fram des Polarforschers Fridtjof Nansen.
Um die Gauß vor Schäden durch den Eisgang zu schützen, wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen. Die Kieler Schiffbauer verwendeten eine dreifache, untereinander fest verbundene Verplankung aus Eiche. Am Bug und am Heck wurden speziell konstruierte Stahlplatten angebracht.
Es wurden innere Abstützungen aus gewachsenem Eichenkrummholz verlegt. Das Zwischendeck wurde in die Nähe der Wasserlinie versetzt. Zusätzlich konstruierten die Erbauer einen relativ runden Rumpfquerschnitt, um das Schiff bei Eisdruck auf das Eis zu heben und damit ein Zerdrücken zu verhindern. Das war Schiffsbaukunst auf sehr hohem Niveau, wodurch sich auch in der weiteren Zukunft die Kieler Howaldtswerke besonders auszeichnen sollten.
Schon am 11. August 1901 lief die Gauß zur ihrer Südpolarfahrt aus.

Die Ausstattung umfasste zwei Dampfwinden für die wissenschaftliche Forschung und für die Ankervorrichtungen, einen Apparat zur Destillation von Trinkwasser, eine Feuerlöscheinrichtung, ein Naphtha-Motorboot sowie fünf weitere Boote, eine Anzahl Schlitten, die Hunden gezogen werden sollten, zwei Fesselballons mit dem erforderlichen Wasserstoffgas in nahtlosen Stahlzylindern, einen Scheinwerfer, die modernsten Fischereigeräte sowie zuverlässige physikalische Instrumente. Die Gauß enthielt Unterkünfte für fünf Forscher, fünf Offiziere und für die 22 Mann zählende Crew. Das Schiff verließ Kiel am 11. August 1901 und kehrte am 24. November 1903 mit neuen, noch heute genutzten Forschungsergebnissen dorthin zurück.

1904 wurde das Schiff von der kanadischen Regierung angekauft, in Arctic umbenannt und dem Kapitän Joseph-Elzéar Bernier für eine Nordpolfahrt zur Verfügung gestellt. Als Arctic segelte sie sieben Jahre unter dem Kommando von Bernier durch die nordkanadische Inselwelt. Aufgrund der fünfjährigen Präsenz in diesen Gewässern hat Bernier die arktischen Inseln am 1. Juli 1909 offiziell für Kanada in Besitz genommen. Die Arctic wurde danach bis in die zwanziger Jahre unter anderem als Versorgungsschiff für Siedlungen im hohen Norden Kanadas eingesetzt und ab 1922 für vier Jahre für Explorationsaufgaben reaktiviert, wieder unter dem jetztüber 70 Jahre alten Kapitän Bernier. Nach diesen erneuten Fahrten war das Schiff stark mitgenommen und wurde auf Abbruch verkauft. Die starke Holzkonstruktion widerstand aber den Bemühungen des Abwrackers und so ließ man das Schiff langsam verrotten.
Nach diesem stabilen Schiff aus Kiel wurde die Gaußstraße in Kiel-Gaarden benannt. Eine Erinnerung an eine Zeit, als es noch hölzerne Schiffe und eiserne Seemänner gab.
Weitere Information über den Verbleib des Schiffes und seinen Kapitän unter: www.schiffe-und-mehr.com

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