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Aus der Geschichte Kiel-Gaardens



Die traditionellen Howaldtswerke



1865 hatte der Ingenieur Georg Howaldt, Sohn des Mitbegründers der Firma Schweffel und Howaldt, zunächst in Ellerbek eine kleine Werft gegründet. Doch diese musste schon nach wenigen Jahren dem Ausbau der preußischen Marinewerft weichen.
1876 machte sich Georg Howaldt mit einer neuen Werft in Diedrichsdorf an der Schwentinemündung selbständig.
1883 wurde auch die Maschinenfabrik der Gebrüder Howaldt, vormals Schweffel und Howaldt, von Kiel nach Dietrichsdorf verlegt. Beide Unternehmen vereinigten sich 1889 zu den Howaldtswerken.
Schon um die Jahrhundertwende galten sie als „bedeutende deutsche Schiffswerft", die 390 Schiffe gebaut hatte, darunter 18 Dampfer zwischen 2000 und 3000 tons, 18 weitere Dampfer zwischen 3000 und 6000 tons und 9 zwischen 6000 und 11000 tons.
Schon 1911 begann bei Howaldt das Dieselzeitalter, als das zweite Motorschiff der Welt "Monte Penedo" die Werft verließ.
Der für Deutschland verlorene Erste Weltkrieg und der Versailler Friedensvertrag brachten für die Kieler Wirtschaft allgemein und die Werften insbesondere eine äußerst schwierige Situation.
Die Inflation von 1923 und ihre Nachwirkungen brachten die Werft in größte Schwierigkeiten, so dass sie 1926 unter dem Namen „Dietrichsdorfer Werft AG" in Konkurs ging.
Der Hamburger Kaufmann und Reeder Dr. Heinrich Diederichsen erwarb die Werftanlage, reorganisierte sie und gab ihr den Namen „Howaldtswerke Aktiengesellschaft".
Mit dem Kauf der Schiffswerft und Maschinenfabrik AG bauten sich die Howaldtswerke ab 1929 ein Standbein in Hamburg auf. Zwar konnte der Betrieb 1930 noch zehn Fischdampfer für die Sowjetunion bauen, aber die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise brachten die Werftarbeit praktisch zum Erliegen.
1931/32 beschäftigte die Werft nur etwa 300 Leute gegenüber 1800 im Jahre 1928.
1936 baute Howaldt den ersten schwimmenden Flugzeugstützpunkt für den transatlantischen Luftpostverkehr der Lufthansa, das Katapultschiff "Ostmark".

1937 übernahmen die Deutschen Werke das gesamte Aktienpaket der Howaldtswerke AG, die von 1939 bis 1943 direkt der Kriegsmarine unterstanden.

Nach 1945 entging Howaldt als einzige der Kieler Großwerften der Demontage. Sie weitete sich nach Gaarden aus und profitierte vom "Wirtschaftswunder" im Nachkriegs-Westdeutschland.
Der Wiederaufstieg der Howaldtswerke nach dem Zweiten Weltkrieg begann mit Tankern, Walfangmutterschiffen und Fischfabrikschiffen.
Mit seinem 46.000 Tonnen Tanker "Olympic Challanger" setzte Aristoteles Onassis 1953 neue Maßstäbe.
Er ließ bei Howaldt in Kiel auch noch die kanadischen Korvette "Stormond" in die Luxusyacht "Christina" umbauen. Eine ganze Tankerflotte folgte.
1953 arbeiteten bei Howaldt schon wieder 9600 Beschäftigte an 26 Schiffen, der Auftragsbestand reichte bis zum Jahr 1955.

Am 3. April 1954 war in der Schleswig-Holsteinischen Volks-Zeitung zu lesen, dass das gesamte Bundesvermögen neu geordnet, d.h. zusammengelegt, neu gegliedert und auch verkauft werden sollte, um die in der öffentlichen Hand befindlichen Betriebe rentabler zu gestalten oder auch neues Kapital für die Errichtung weiterer Arbeitsplätze freizubekommen.
Betroffen von diesen Maßnahmen war auch die bundeseigene „Deutsche Werke Kiel AG", die in die bundeseigene Werft „Howaldtswerke Kiel AG" eingegliedert werden sollte.
1968 wurde in Kiel der Atomfrachter "Otto Hahn", eines der wenigen zivilen Atomschiffe der Welt gebaut.
Bereits gekauft hatten die Howaldtswerke von den Deutschen Werken die beiden größten deutschen Trockendocks, um sie im Wesentlichen als Hellinge für große Schiffsneubauten zu verwenden. Auch die große Waggonbauhalle der MAK, die sich auf dem Gelände der Deutschen Werke befand, war an die Howaldtswerke übergegangen.
HDW konzentrierte sich auf den Standort in Kiel-Gaarden und präsentierte sich 1990 als eine der modernsten Werften in Europa, effektiver und rationeller denn je.

Aber die mit Regierungsgeldern unterstützte Schiffbauindustrie in Fernost sorgte mit Dumpingpreisen dafür, dass der Schiffbau in Europa in die Krise geriet. Davon blieb auch das Howaldtsche Imperium nicht verschont.
Bei Howaldt ist im Laufe der über 170-jährigen Geschichte eine stattliche Flotte mit Schiffen aller Typen entstanden. Es waren immer wieder innovative Schiffe darunter.
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