Abonnieren


Aus der Geschichte Kiel-Gaardens

Etwas Besonderes im alten Gaarden

Fachgeschäfte in schiefen Häusern



Der Raum um den über einhundert Jahre alten Vinetaplatz war einst saftiges Weideland und ist verhältnismäßig spät bebaut worden. Während an den vier Straßen, die ihn umgrenzten, Schul- und Kaiserstraße, Karlstal und Kieler Stasse, bis 1885 lückenlose Häuserreihen entstanden waren, ist hier 1897 noch unbebautes Gelände gewesen.
Zwischen dem Feldweg, von dem ein Teil um 1875 zur Kaiserstraße wurde, und dem jetzigen Vinetaplatz befand sich damals ein Wassertümpel, groß genug, um der Feuerwehr des Gaardener Männer-Turnerbundes als Übungsplatz zu dienen. Zwanzig Turner wurden dort an Feuerspritzen und anderen Löschgeräten ausgebildet, bis die wachsende Gemeinde 1877 ihre Freiwillige Feuerwehr gründete. Nach dem Bau der Pickertkaserne (1877) ist der Tümpel zugeschüttet worden.
Über zwei Jahrzehnte, in denen sich das dörfliche Gaarden zu einem städtischen Werftarbeitervorort mit rund 14 000 Einwohnern (1900) entwickelte, blieb jenes Gelände ohne Straßen. Wie schon im Stadtplan von 1896 verzeichnet, wurde die Elisabethstraße zwischen 1897 und 1900 über die Kieler Straße hinaus nach Süden verlängert. Bis 1905 entstanden dann die östliche Johannesstraße und Wikinger- und Medusastraße und mit ihnen um 1909 der Vinetaplatz.
Nachdem das Kaufhaus Stahl & Stiller (1906), das Haus der Firma Lagoni (1903), Ecke Wikingerstraße das Haus mit der Uhr am Dachgiebel und bei der Medusastraße das Geschäftshaus des von 1908-1955 stadtbekannten Eisenwarengeschäfts Wilhelm Hansohm standen, war der Vinetaplatz 1910 allseitig umbaut.
Von Anbeginn war der Vinetaplatz von regem geschäftigen Leben erfüllt, vom Kundenstrom der neuen großen Fachgeschäfte und seit 1908 auch vom Betrieb des Wochenmarkts, bei dem sich neben den Lindenbäumen, die den Platz seinerzeit umsäumten, die Pferdewagen der Bauern und Händler reihten.
Jene schiefen Häuser, die zwischen 1902 und 1908 ohne ausreichende Pfahlgründung auf moorigen Bodenschichten errichtet wurden, waren etliche Zentimeter in den Boden eingesunken, die sich stark neigend, wohl eher an das Schicksal der versunkenen Stadt Vineta erinnerten, sollten dann in den 1970er Jahren abgerissen werden.
Schon vor 1920 musste, als sich das Straßenpflaster vor dieser Häuserreihe senkte, die bezäunte, mit breiten, vierstufigen Treppen versehene Stützmauer angelegt werden, die dort den Vinetaplatz begrenzte und mit den um 1935 gepflanzten schattigen Ulmenbäumen dieses Straßenbild bereicherten.
VerzeichnisZurück

"Seite gefällt mir" klicken und über neue Beiträge direkt durch unsere Facebookseite informiert werden.

Weiterempfehlen