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Aus der Geschichte Kiel-Gaardens

Arbeiter auf dem Weg durch die Elisabethstraße



Die nach der Tochter des Oberingenieurs Münch benannte Straße ist die am tiefsten gelegene Nord-Süd-Straße im annähernd rechtwinkeligen Straßenraster von Gaarden-Ost. Sie steigt von ihrem nördlichen Ende an der Werftstraße aus stetig leicht bis zur Kreuzung Georg-Pfingsten-Straße an, von wo sie dann in ihrem letzten Abschnitt zur Preetzer Straße wieder abfällt. 1880 erstmals fassbar, führte sie direkt vom Haupteingang der Kaiserlichen Werft zu den Wohnvierteln der Arbeiter und endete in Höhe der Kieler Straße. Erst der Bebauungsplan von 1900 sah ihre Verlängerung vor, so dass sie bereits 1903 entlang des neu angelegten Vinetaplatzes bis zum Karlstal ausgebaut war und schließlich 1911 die Preetzer Straße erreichte.

Zum Feierabend der Werft war es eine beachtliche Masse Mensch, die die Elisabethstraße hochkam. So als würde sich eine Demonstration die Straße hochschlängeln. Alle die Männer hatten ihre leeren Aktentaschen unter den Arm geklemmt. Das Essen hatten sie aufgegessen. So zogen sie hoch. Die Männer waren schleppenden Fußes. Sie waren abgearbeitet. Nur, dass die Werftarbeit hauptsächlich dem Kriegsschiffbau diente, dämpfte in den 1920er Jahren noch jeden Stolz. Wenn Werftschluss war, kamen alle Arbeiter zur gleichen Zeit aus dem Werft-Tor heraus und die Sirenen, die ganz Gaarden den Feierabend mit ihrem Geheule kundtaten - mit einem nervigen eintönigen Geräusch.
Am Fuß der Elisabethstraße standen oftmals am Freitag ein paar Frauen in der Nähe des Werft-Tors, um den Männern das Geld abzunehmen - damit sie nicht in die Kneipen gingen.
Infolge der starken Kriegszerstörungen ist die alte viergeschossige Bebauung der Elisabethstraße heute nur noch von der platzartig erweiterten Kreuzung Johannesstraße an erhalten.


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