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Aus der Geschichte Kiel-Gaardens

Wirtschaftlicher Wandel



Beide Gaarden waren in ihrem Ursprung Bauerndörfer, obwohl sie am Wasser gelegen waren. Diese Lage wurde ihnen aber in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Schicksal, denn sie mussten einerseits den Werften, die im Zuge des Aufbaus Kiels zur Marinestadt notwendig wurden, und andererseits dem zunehmenden Verkehr weichen, der die überregionale Anbindung Kiels sicherstellte. Trotz der unterschiedlichen Eingemeindungsdaten (Klösterlich Gaarden 1901, Fürstlich Gaarden 1910) ist die Entwicklung aus wirtschaftlicher Sicht nicht voneinander zu trennen.
Eng verbunden mit der Entwicklung des Schiffbaus auf dem Ostufer der Förde ist die Geschichte der beiden Gaarden. Die Landstraße nach Schönberg, die ehedem unmittelbar am Hafen entlangführte, wurde mehr landeinwärts verlegt, um der Anlage der Kaiserlichen Werft Platz zu machen. Innerhalb kürzester Zeit entstanden Reihenhäuser und Mietskasernen an Hügel-, Augusten- und Kieler Straße
Sowie am Karlstal. Die Bevölkerungszahl im Klösterlichen Gaarden wuchs bis 1900 auf 14 000, allein bedingt durch den Aufbau der Werften. Nach der Jahrhundertwende und der Eingemeindung nach Kiel stieg diese Zahl weiterhin kräftig. Johannes-, Wikinger und Medusastraße wurden bebaut, und im Jahre 1903 entstand der Vinetaplatz.
An diesem Platz siedelten sich noch vor 1910, als auch Fürstlich Gaarden eingemeindet wurde und Kiel mehr als 211 000 Einwohner zählte, Fachgeschäfte an, die neben dem Wochenmarkt, der seit 1907 betrieben wird, Kundenströme anlockten.
Die Germaniawerft war zwischenzeitlich von der Firma Friedrich Krupp, Essen, übernommen worden und wurde um die Jahrhundertwende großzügig ausgebaut. Dieser Erweiterung mussten die alten Bauernstellen weichen, da die Germaniawerft ihren Betrieb in die Hörn hinein verlegte, nachdem zwischenzeitlich fast ihr gesamtes altes Gelände von der Kaiserlichen Werft übernommen worden war. Gaarden verlor damit die letzten Reste seines ehemals dörflichen Charakters, zumal die Beschäftigung auf den Werften immer mehr stieg; so waren im Ersten Weltkrieg z.B. in der Germaniawerft 10 000 Arbeiter beschäftigt.
Im 20. Jahrhundert durchliefen alle Werften auf dem Kieler Ostufer ein wechselhaftes Schicksal. Krisenjahre waren zu bestehen bzw. wurden nicht überstanden. 1918 endete die Ära »Kaiserliche Werft«, die als »Reichswerft« weitergeführt, 1920 einem Konzern angegliedert und 1925 als »Deutsche Werke Kiel A.G« wieder selbständig wurde.
1937 übernahmen sie auch die Aktien der Howaldtswerke A.G., die 1926 unter dem Namen »Dietrichsdorfer Werft« bereits einmal in Liquidation treten musste und vom Reeder Dr. Heinrich Diedrichsen aufgekauft wurde, dessen Familie bereits in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in Kiel eine Werft besaß.

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