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Gaarden Blog



Russischer Spieltrieb

Martin Geist     21.01.2017


Ernst ist das Leben, heiter die Kunst. In der Medusa-Galerie lässt ein russisches Künstlerpaar seinem Spieltrieb freien Lauf.

„Das Fischernetz macht den Fischer satt, ein Künstler, der muss hungrig sein.“ An einer stilisierten Reuse hängt auf einem Pappschild dieses russische Sprichwort in der Galerie K34. Und wer genau hinschaut, erblickt noch mancherlei Lebensweisheiten, die sich mal eben in die neue Ausstellung von Anna Mineeva-Cherepanova und Vitalik Cherepanov geschlichen haben.
Haben sie natürlich nicht. Es ist pure Absicht. Das Künstler-Duo aus der 360000-Einwohner-Stadt Nischni Tagil im Ural wob aus Sprichwörtern einen roten Faden durch seine Schau, die auch sonst aus allem besteht, was nichts kostet. Fast ausschließlich weggeworfene Dinge hat das Paar mit Farbe, Form und wie auch immer geartetem Sinn versehen. Dahinter verbirgt sich teils neckische Kritik, etwa wenn Duschgel und andere Körperpflegeprodukte mit Konterfeis von bekannten Lokalpolitikern aus Nischni Tagil versehen werden. „Wir wünschen uns eine reine Politik“, grinst Anna Mineeva-Cherepanova.
Zwischen den Objekten finden sich dann wieder Malereien und an die Wand geschriebene Wortspiele, denn festlegen lassen möchten sich die Künstler auf nichts. Seit 2012 gehören sie in ihrer Heimatstadt zum Kreativkollektiv JKP, dessen Credo es ist, das ganze Leben zu einer Performance zu machen.
Was man sich darunter vorstellen darf, wird im Hinterhaus der Galerie in verschiedenen Videos aus Nischni Tagil gezeigt. Lust- und kraftvoll werden darin die großen Institutionen von Staat und Gesellschaft auseinandergenommen, um sie wieder ganz anders zusammenzusetzen. Das geschieht zuweilen sehr handfest, etwa wenn sich in einer Performance zur Kirche die Bestandteile des Kruzifixes lösen und sich zu Hammer und Sichel zusammenfügen. Macht und Religion sind halt gerade in diesen putinschen Zeiten zuweilen allzu dicht beisammen.
Vernissage der Ausstellung „Russian Surprise“ ist am heutigen Sonnabend um 19 Uhr in der Galerie K34, Medusastraße 14. Eris von Lethe liest dabei zu Musik von Viktor Braun aus ihrem Buch „Irrsinnige Begegnungen“. Geöffnet ist danach bis zum 16. Februar mittwochs von 15.30 bis 17.30 Uhr und donnerstags von 20 Uhr an.


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