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Gaarden Blog



Kunst und Ekel

Martin Geist     26.03.2016


Ist das Kunst? Oder einfach nur widerlich? Oder von beidem was? Die neue Ausstellung in der Schlecker-Galerie gibt Anlass zu Diskussionen.

Mit dem Norweger Harald Kolaas und Adam Read aus Australien hat sich die K34 ein Performance-Duo eingeladen, das seit Jahren zusammenarbeitet und vor Zumutungen nicht zurückschreckt. Ihren Auftritt in Gaarden strickten die beiden irgendwie ums Flüchtlingsthema, ließen dabei Raum für vielerlei Interpretationen bis hin zur Ratlosigkeit und zum absoluten Angewidertsein.
Begonnen hat die Performance zur Vernissage am Donnerstagabend einigermaßen harmlos. Abgesehen, dass eine permanent betätigte Nebelmaschine die Luft zu verschlucken schien, wirkte es noch recht putzig, wie Kolaas und Read Glatzkopfmasken mit sehr, sehr langen Nasen über ihre Köpfe zogen und sich mit weißer Lauge bekleckerten.
Eine kleine Kletteraktion in einem Baum auf dem Vinetaplatz entfaltete gar richtig eine gewisse Ästhetik, der bizarren Maske wegen und auch dank des Wechselspiels von Licht und Schatten. Dann aber begaben sich die Performancer zurück zum Schlecker, bekleckerten das Schaufenster mit ihrer weißen Lauge, schrieben ein schemenhaft erkennbares „Welcome“ drauf, warfen vor dem Eingang mit durchaus danach riechendem Müll um sich.
Und schritten im Innern erst recht zur Tat, zelebrierten gleichsam eine Leichenwaschung mit einer Deutschlandfahne als Waschtuch. „I love Germany“ rief der komplett nackt Aufgebahrte ein ums andere Mal aus. Und wurde sodann nachgerade zugekleistert mit Lebensmitteln aller Art, mit Obst, Gemüse, auf der blanken Herdblatte gebratenem Fleisch, mit Eiern und mit Wein übergossen. Eine Zumutung für so manche Augen und auch so manche Nase, denn die brachiale Kocherei erfüllte den Raum mit beißendem Geruch.
Parallelen der Performance zum Fellinis großem Fressen drängen sich auf, nur eben umgedeutet auf diese merkwürdige Gegenwart, in der Deutschland zum gelobten Land geworden ist, in dem man es sich leisten kann, Essen zu Müll zu machen.
Kolaas und Read unternahmen so gesehen einen Akt der Entzauberung. Aber wie gesagt: Man kann alles auch ganz anders sehen.
Die Ausstellung „Zurück auf Anfang“ ist noch bis zum 17. April jeweils Dienstag bis Donnerstag von 15 bis 18 Uhr zu sehen. Gezeigt werden Performance-Filme und dazu eine Reihe von Text-Bild-Collagen.


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