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Gaarden Blog



Mit Gaarden gegen die AfD

Martin Geist     15.03.2016


Was hat Gaarden mit der AfD zu tun? Zum Glück eher wenig. Aus guten Gründen


Gar nicht so super, dieser Superwahlsonntag. Bis zu einem Viertel der Stimmen sackte die von der Professoren- zur Protestpartei mutierte AfD ein. Und der etablierte Politikbetrieb ist entsprechend geschockt.
Warum eigentlich? Man muss nicht ein einziges der eh schwammigen Ziele der AfD teilen, um zunächst einmal zur Kenntnis zu nehmen, dass offenbar zwischen 15 und 25 Prozent der Leute hierzulande Probleme mit der Flüchtlingspolitik haben. Und wenn in den Parlamenten bisherigen Zuschnitts so gut wie niemand diese Probleme zum Ausdruck bringt, wählt sich dieser Teil des Volkes eben Vertreter, die das tun.
Womit wir schon bei Gaarden wären. Dort diskutierte vergangene Woche der Ortsbeirat über den Stadtteil und die Flüchtlinge. Und dies unter dem Eindruck einer Faktenlage, die mit problematisch noch wohlwollend umschrieben ist. Was sich in Sachen Flüchtlingszuzug auf ganz Kiel spürbar auswirkt, macht sich in Gaarden noch viel stärker bemerkbar. Nahezu 300 Kinder und Jugendliche lernen dort Deutsch als Zweitsprache – und werden in naher Zukunft Regelschulen besuchen, die schon jetzt kaum noch Platz haben. Ähnlich eng sieht es bei den Kindergärten aus. Das Personal der offenen Mädchen- und Jugendtreffs klagt, wegen des großen Andrangs „auf dem Zahnfleisch“ daherzukommen. Und wenn Flüchtlinge aus ihren Gemeinschaftsunterkünften in eine eigene Wohnung ziehen, befindet sich auch die häufig in Gaarden.
Das Bemerkenswerte an dieser Sitzung des Ortsbeirats ist freilich, dass nicht ein einziger schräger Ton hochkam. In aller Klarheit thematisierten die Stadtteilvertreter quer durch die Parteien die gewaltigen Probleme, es war ihnen anzumerken, wie hart sie um mögliche Lösungen rangen, sie forderten laut mehr Unterstützung von der Stadt, vom Land und vom Bund. Aber sie machten es sich nicht so einfach, mal eben denen die Schuld zuzuschieben, die nur gekommen sind, um ein Leben in Sicherheit und ja, vielleicht auch unter besseren materiellen Bedingungen zu führen.
Schaut man nach Suchsdorf, wo zumeist üppig aus dem Staatshaushalt besoldete Akademiker öffentlich den Wertverlust ihrer Häuser vorrechnen, nur weil möglicherweise gerade mal 100 Flüchtlinge untergebracht werden sollen, zeigen sich schon in Kiel gewaltige Unterschiede im Umgang mit diesem Thema. Und für Deutschland gilt das erst recht.
Gaarden ist insofern ein Vorbild für die ganze Republik. Die Probleme deutlich benennen, laut vernünftige Lösungen einfordern, dabei zugleich Ressentiments und Vorgestrig-Völkisches rechts liegen lassen, so könnten wir es schaffen, die AfD überflüssig zu machen. Vorausgesetzt, man klopft den Gaardenern in Kiel und anderswo nicht bloß anerkennend auf die Schulter, sondern tut auch das, was nötig ist.



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