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Gaarden Blog



Die Deutschen und ihr Militär

Martin Geist     20.01.2016


Darf man sagen, dass Soldaten Mörder sind? Und verherrlichen Kriegerdenkmäler den Krieg? Solche Fragen lassen auch heute noch die Emotionen hochgehen.


„Sagte ich: Mord? Natürlich Mord. Soldaten sind Mörder.“ Kurt Tucholsky schrieb diese Sätze 1931 in der „Weltbühne“ und rief damit wie nicht anders zu erwarten empörteste Reaktionen hervor. Und wegen „Beleidigung der Reichswehr“ auch den Staatsanwalt auf den Plan. Bemerkenswert: Sowohl 1932 als auch zuletzt 1995 entschied die deutsche Justiz im Sinne der Meinungsfreiheit und erklärte die friedensbewegte Verwendung des Tucholsky-Zitats für rechtens.
Die Gretchenfrage, wie wir Deutschen es denn mit unserem Militär halten, liegt freilich nicht allein diesem Zwist zugrunde. Erinnert sei nur an den Flensburger Denkmalstreit.
„Fest steht, dass seit langem kein Ereignis innerhalb der EKD die Öffentlichkeit, insbesondere die evangelischen Gemeindeglieder, so erregt hat, wie die Flensburger Vorgänge. Noch immer reißt die Flut der Leserzuschriften, welche gegen die drei Flensburger Pastoren Stellung nehmen, an fast alle Tageszeitungen nicht ab.“ Das schrieb die „Notgemeinschaft evangelischer Deutscher“ in ihrer Ausgabe vom Mai/Juni 1967 und nannte die „Vorgänge“ eine „schwere, fast untragbare innere Belastung der EKD.“ 
Gemeint war eine Kontroverse, die sich in kurzer Zeit zu einem Grundsatzstreit innerhalb der Kirche und der westdeutschen Gesellschaft überhaupt entwickelte. Vordergründig war man im Flensburger Denkmalstreit uneins über den Umgang mit Ehrenmalen, mehr noch aber über das Traditionsverständnis des deutschen Militärs und den aktuellen Nationalbegriff. Vertreter einer diskursorientierten, demokratischen Kirche prallten auf nationalprotestantische Vorstellungen, deren Obrigkeitsbild noch von monarchischen Traditionen gespeist war. Im Zentrum der Angriffe konservativer Kritiker stand eine Gruppe Flensburger Pastoren, die sich mit Soldatenverbänden und der Bundeswehr anlegten, weil sie ein Kriegerehrenmal aus dem Kirchenraum entfernen wollten.
Anlässlich des Gedenktags für die Opfer des Nationalsozialismus hält Historiker Dr. Stephan Linck am Dienstag, 26. Januar, um 16 Uhr in der Kirchengemeinde Gaarden (Schulstraße 30) einen Vortrag darüber, wie die Kirche in der Nachkriegszeit mit den Kriegerdenkmälern umgegangen ist. Eine Diskussion ist ausdrücklich erwünscht.



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