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Gaarden Blog



Wo die Welt zuhause ist

Martin Geist     13.11.2015


Wir leben in wundersamen Zeiten. In ganz Kiel regen sich Initiativen, um dafür zu arbeiten, dass sich Flüchtlinge willkommen, wenn nicht gar zuhause fühlen. Eher wenig regt sich aber in Gaarden. Warum eigentlich?

Düsternbrook bekommt eine Flüchtlingsunterkunft. Die Wik hat schon eine in unmittelbarer Nähe des mit erheblichen öffentlichen Geldern auf hipp getrimmten Anscharparks. Und auch die Uni, die bisher nur Ausländer mit akademischen Weihen oder Ambitionen kannte, wird Menschen als Nachbarn bekommen, die nicht nach hehrer Erkenntnis, sondern schlicht nach einem sicheren Ort zum Leben streben.
Wer in Gaarden wohnt, könnte nun schadenfreudig juchzen, dass nun endlich auch die gutbürgerlichen Kieler einen Packen Weltwirklichkeit abbekommen. Das wäre zwar nicht freundlich, aber in gewisser Weise zutreffend. Menschen, die von irgendwoher und meistens irgendwo von unten kommen, um wenigstens ein klitzekleines Stück Glück zu finden, gehören zu Gaarden schon lange dazu. In anderen Stadtteilen dagegen haben sie etwas Exotisches. Der Begegnung mit der Not (und sei es die Not des eigentlich privilegierten syrischen Arztes), haftete dort bisher immer etwas eher Theoretisches an.
Womöglich erklärt dieser Unterschied die Tatsache, dass sich allerorts Ehrenamtliche zusammengefunden haben, um zu helfen. Bei der Essensausgabe, beim Deutschlernen, bei Behördengängen, und, und, und… Man kennt so etwas halt nicht, ist vielleicht ein bisschen neugierig und vielleicht auch ganz gern ein guter Mensch.
Wohl möglich aber auch, dass dies nicht so wäre, hätten diese Stadtteile eine ähnliche Struktur wie Gaarden. Das wäre sogar geradezu logisch: In Gaarden muss nichts dafür getan werden, dass sich Fremde zuhause fühlen, in Gaarden ist die Welt sowieso zuhause.
Nicht unterschlagen werden soll freilich, dass sich auf dem Ostufer trotzdem ein bisschen was tut in Sachen Willkommenskultur. Unter dem Motto „Welcom@Gaarden“ wollen Engagierte aus dem Umfeld des Bioladens im Januar im Vinetazentrum mit einem größeren Event laut Flyer dazu beitragen, dass „die eingesessene Bevölkerung und die Neuankömmlinge“ zusammenkommen.
Warum auch nicht? Ein Vorbereitungstreffen dazu gibt es am Mittwoch, 18. November, um 17 Uhr im Subrosa.


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