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Gaarden Blog



Volkes Wille

Martin Geist     18.09.2015


„Katzheide: Ja!“ Das bekunden sage und schreibe 11600 Menschen, die innerhalb von eben mal zwei Monaten ihre Unterschriften unters Bürgerbegehren gesetzt haben. Stattlich, stattlich.

Eigentlich sind die Vorgaben für Bürgerbegehren und Bürgerentscheide in Schleswig-Holstein bedenklich lasch. Eine kleine Minderheit der Wahlberechtigten kann im Zweifel richtungsweisende Entscheidungen treffen. Sind diese Minderheiten gut gebildet und gut situiert – verfügen also über die entsprechende Schlagkraft – dann dürfen durchaus sogar Zweifel an der demokratischen Legitimität dieser Vorgaben gehegt werden. So geschehen bei der vom Hamburger Senat angestrebten Schulreform im Jahr 2010. Rechtsanwälte, Ärztinnen, Apotheker, kurz die Angehörigen des Bürgertums, schmetterten das Ansinnen gnadenlos ab. Die löbliche Absicht, jene besser zu integrieren, die in unserem Schulsystem nicht zur Geltung kommen, wurde auf dem Altar der Etablierten geopfert.
Was hat das mit Katzheide zu tun? Nichts. Zum Glück oder je nach Standpunkt: bedauerlicherweise. Knapp 8000 Unterschriften hätten für das Bürgerbegehren gereicht, nun sind es lange vor der Frist 50 Prozent mehr. Und es zeigt sich an allen Ecken: Dieses Thema ist echt ein Volksanliegen. Gefühlt hat irgendwie schon jeder zweite Kieler mal in Gaarden gewohnt, sehr viele haben in Katzheide das Schwimmen gelernt, ihre Sommerferien verbracht.
Ein Zentralbad kann solcher emotionalen Verbundenheit wenig entgegensetzen. Soll es ohnehin nicht. Die Halle an der Hörn wird zum Schwimmen da sein, für Wettkämpfe, eben für die nüchternen Seiten der menschlichen Begegnung mit dem Wasser. Von wirklichem Baden – seit je viel mehr als bloßer Aufenthalt im feuchten Element – kann kaum eine Rede sein.
Auf die Stadt jedenfalls kommt ein Problem zu. Katzheide mit jährlichen Betriebskosten von locker 250000 Euro und einem mittelfristigen Sanierungsbedarf in Millionenhöhe ist ein gewaltiger Brocken für eine Kommune, die so klamm ist wie Kiel und dazu noch keine zwei Kilometer entfernt ein neues Bad hinstellt. Uns es sieht ganz so aus, als ob Volkes Wille genau auf diese Konstellation hinausläuft. Immerhin gibt es auf beiden Seiten Zeichen dafür, dass man sich in der Perspektive mit einem Modell „Katzheide light“ anfreunden könnte. Mit einem Gaardener Bad, das seine jetzigen Funktionen im Wesentlichen erfüllt und zugleich im Hinblick auf moderate Betriebs- und Sanierungskosten entsprechend abgespeckt wird. Das wäre gut für Gaarden und gut für die Demokratie. Die nämlich braucht neben einem engagiert mitredenden und mitentscheidenden Volk auch finanzielle Handlungsspielräume.



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