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Gaarden Blog



Von wegen Pöbeleien

Martin Geist     31.07.2015


Nicht eben den besten Ruf genießt die Szene bei „sky“ am Karlstal. Und doch ist sie vielleicht besser als man glauben mag.


Jungs mit 15 oder 16 Jahren kommen manchmal auf merkwürdige Ideen. Beispielsweise darauf, einen übers Internet bestellten Kühlschrank ohne Auto oder anderes Transportmittel von der Post abzuholen. Zwei solche Jungs taten diese Woche genau das und schleppten das sperrige Stück von der Filiale der gelben Truppe im Karlstal hoch zur Bushaltestelle.
War natürlich ein bisschen mühsam, und man hat’s ihnen wohl auch angesehen. Und was geschah, als sie mit ihrem Kühlschrank die Szene am Karlstal erreicht hatten? Keine dummen Sprüche gab es, sondern es wurde höflich Platz gemacht und sogar gefragt, ob man helfen könne?
Diese Geschichte mag zwar etwas kurios daherkommen, aber sie trifft einen Fakt, der trotz des wenig erfreulich anmutenden Bildes der Zustände am Karlstal eben auch zutrifft: Die Situation sieht schlimmer aus als sie ist. Und immer wieder werden die Vorbehalte derer, die nicht am Rande der Gesellschaft stehen, auf bemerkenswert positive Weise widerlegt.
Es gibt auch die Geschichte eines Gaardener Rollstuhlfahrers, der überzeugt davon ist: „Ich kann nur in Gaarden leben.“ Aus dem einfachen Grund, weil er sich schon häufiger Anfeindungen und Pöbeleien ausgesetzt sah, nur weil er auf den Rollstuhl angewiesen ist. Und weil er dabei zugleich die Erfahrung machte, dass er nicht allein ist. Immer wenn so etwas passierte, waren andere zur Stelle, die den Störern klare Kante zeigten. Und oft waren es nicht die Normalos, sondern genau jene, auf die Normalos gerne herabschauen.
Die Kühlschrank-Geschichte – um zum Anfang zurückzukommen – nahm übrigens ein gutes Ende. Äußerst cool stiegen die beiden Jungs mit ihrer Fracht tatsächlich in den Bus ein, ernteten zwar verblüffte Blicke von Fahrer und Passagieren, brachten ihren Transport aber unbehelligt zu Ende und das Elektrogerät nach Hause.
Wären sie doch behelligt worden, sie hätten wahrscheinlich erfahren, dass sie nicht allein sind.



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