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Gaarden Blog



Genossen und Experten

Martin Geist     24.07.2015


In der Diskussion um Katzheide sieht sich die SPD in die Defensive gedrängt. Nun steuert – oder vielmehr taucht – sie dagegen an.


Manchmal sei die Welt einfach ungerecht. Sagen beziehungsweise denken zumindest immer mal wieder die Politiker. Manchmal stimmt das wahrscheinlich sogar. Oft aber auch nicht. Dass die SPD – und übrigens ebenso wie die Grünen – nicht gerade dem Lager der bekennenden Katzheide-Fans zugerechnet wird, liegt weniger an politischen Gegnern oder den Medien, sondern an ihrem eigenen Verhalten.
Kaum verkündete Ende vergangenen Jahres die Verwaltung, eine Sanierung werde 750.000 Euro teuer und werde mit einiger Wahrscheinlichkeit sogar die Millionengrenze überschreiten, standen die Genossen stramm bei Fuß und unterstützten den Vorschlag, das Bad der unverhältnismäßig hohen Kosten wegen vorzeitig dicht zu machen.
Dumm nur, dass es dann anders kam. Vergleichsweise sehr schlappe 50.000 Euro reichten, um das Nichtschwimmerbecken abzudichten und Teile der Chlorgasanlage zu erneuern, kaum teurer dürfte diese Prozedur im Schwimmerbecken werden. Zustandegekommen ist dieses Ergebnis in erster Linie auf Druck aus der Bevölkerung und nicht dank kritischen Nachhakens ihrer gewählten Vertreter. Den Zahlen und Einschätzungen der Verwaltung müsse man schon vertrauen, hatte es dagegen ziemlich schicksalsergeben in weiten Teilen der Ratsversammlung geheißen.
Gut, ein paar Ostufer-Genossen scherten schon aus und auch die Linken, die aber so oft ausscheren, dass die Wirkung verpufft. Ansonsten aber regierte zu Katzheide eine große Koalition der Vertrauensseligkeit.
Ein Grund zu pauschaler Politikerschelte soll das nicht sein. Tatsächlich bleibt uns allen in dieser hochkomplexen Welt oft gar keine andere Möglichkeit, als davon auszugehen, dass es schon seine Richtigkeit hat mit diesem oder jenem Expertenwissen. In diesem speziellen und sehr öffentlichkeitsträchtigen Fall ist das halt gründlich danebengegangen. Was zeigt, dass Expertenwissen doch nicht immer in Stein gemeißelt ist und eine gewisse Rest-Skepsis ihre Berechtigung hat. Gerade in Amtsstuben werden schließlich – aus durchaus redlichen Gründen – gern teure Optimallösungen erarbeitet. Man will sich ja im Zweifel nicht nachsagen lassen, man habe dem Pfusch die Bahn geebnet.
So oder so hadert die SPD jedenfalls mit ihrem Katzheide-Problem. Und tauchte nun dagegen an. Ihr sportpolitischer Sprecher Torsten Stagars schnorchelte persönlich auf den fast vier Meter tiefen Grund des Schwimmerbeckens, um fürs Gesundheitsamt Proben zu nehmen, damit das Schimmel- und Bakterienproblem genau analysiert werden kann.
Sollte dies lösbar sein, so betont er, werde gleich nach Ende der Saison auch dieses Becken instandgesetzt. Und überhaupt: Dass die SPD mit Katzheide nichts am Hut haben wolle, sei purer Blödsinn. Vielmehr könne man sich vorstellen, das Bad oder zumindest eine Bademöglichkeit auch über das Jahr 2016 hinaus zu erhalten.
Wollen wir hoffen, dass die Experten diesmal richtig liegen.



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