Abonnieren

Gaarden Blog



Leise Hoffnung für den Kirchenweg

Martin Geist     15.06.2015


Manchmal laufen Projekte billiger und zugleich besser als erwartet. Das könnte nicht zuletzt dem problematischen Kirchenweg in Gaarden zugute kommen.

Seit Herbst 2013 gibt es unter Regie des Vereins Haus & Grund das Projekt „WohnWert Gaarden“. Dabei wurden zunächst die Eigentümer von 39 Mehrfamilienhäusern im Kirchenweg und der Elisabethstraße ausführlich interviewt, um das zu erfahren, was man gewöhnlich die Sorgen und Nöte nennt. Die Erwartung, dass dabei ein erheblicher Modernisierungs- und überhaupt Investitionsbedarf für viele Häuser herauskommen würde, wurde allerdings nicht erfüllt. Vielmehr traten laut Stadtplaner Wulf Dau-Schmidt, der für das Projekt organisiert wurde, ganz andere Aspekte in den Vordergrund. Was die Probleme betrifft, ist das laut Dau-Schmidt an erster Stelle „Müll in allen seinen Formen“, hinzu kommt Ärger über verantwortungslose Mieter und auch Eigentümer, die ganze Häuser sehenden Auges verkommen lassen.
Ein Beispiel ist die Ecke Preetzer/Straße Reeperbahn, wo jahrelang ein völlig verwahrlostes Haus leer stand, das allerdings seit wenigen Monaten wieder instandgesetzt wird. Auch in anderen Straßen gibt es immer wieder Schrottimmobilien, gegen deren Negativeffekte Eigentümer von Nachbargebäuden selbst mit noch so großen Bemühungen nicht ankommen können.
„Die ziehen ganze Bereiche runter“, sagt Dau-Schmidt, der allerdings auch von vielen positiven Folgen des Projekts „WohnWert“ berichten kann. Nicht zuletzt ist das der Fakt, dass sich inzwischen regelmäßig 20 bis 20 Eigentümer treffen, um Erfahrungen und Ratschläge auszutauschen, sich gegenseitig ihre Häuser zu zeigen und ganz konkret etwas anzupacken. So ist es schon vorgekommen, dass sich zwei Eigentümer zusammengetan haben, um ein Problemhaus zu kaufen und es auf Vordermann zu bringen. Vielleicht bedeutender noch: Etwa die Hälfte der Hauseigentümer im sehr problematischen Abschnitt des Kirchenwegs zwischen Iltis- und Elisabethstraße sind bei „WohnWert“ engagiert. Und fest entschlossen, etwas an den Zuständen zu ändern. Vor allem an der Ecke Steinmarderweg stapelt sich immer wieder der (Sperr-)Müll, Klagen gibt es auch über Lärmbelästigung oder Kinder, die bis spät in den Abend hinein ohne Aufsicht spielen. Bewohnt wird das Haus von zahlreichen Zuwanderern aus Rumänien und Bulgarien, viele von ihnen sind Roma.
Gemeinsam mit der Arbeiterwohlfahrt will man nun ein Konzept entwickeln, um Verbesserungen zu erreichen. Ziel soll es unter anderem sein, den Fremden, die zuvor oft unter erbärmlichen Umständen leben mussten, ein besseres Verständnis für die hiesigen Vorstellungen von Ordnung und Sauberkeit zu vermitteln. Das mag zwar altmodisch klingen, doch wie aktuell es ist, zeigt sich – wie im Fall des Kirchenwegs – immer wieder dann, wenn dieser Konsens nicht gegeben ist.
Zumindest leiser Optimismus scheint unterdessen für den Kirchenweg angebracht: Der neue Eigentümer des betroffenen Hauses befindet sich ebenfalls im Dialog mit „Wohnwert Gaarden“.


"Seite gefällt mir" klicken und über neue Beiträge direkt durch unsere Facebookseite informiert werden.

Weiterempfehlen