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Gaarden Blog



Kulturförderung: Zweierlei Maß?

Martin Geist     27.05.2015


Luxusförderung auf dem Westufer, Sparflammenpolitik auf dem Ostufer? Über die kommunale Kulturförderung kann zumindest diskutiert werden.

Als der Kulturausschuss der Ratsversammlung am Dienstagabend in der Schlecker-Galerie tagte, ging es in hohem Maße harmonisch her. Selbst das eine oder andere Anliegen wurde eher vorsichtig als fordernd zur Sprache gebracht. Und wirklich nach Geld verlangte im Grunde auch kein Vertreter der neun Einrichtungen, die sich kurz vorstellten.
Was nicht heißen soll, dass es nichts Beredenswertes gab. Im Gegenteil. AWO-Frau Anja Seelig, bedächtig und sachbetont im Vortrag, ging inhaltlich durchaus ans Eingemachte. Sie befasste sich mit dem Veranstaltungsbereich der Räucherei. Und sie würdigte, wie Pächter André Gremmel es geschafft hat, mit seinem Konzertprogramm wieder so viel Boden zu gewinnen, dass die Räucherei inzwischen von ähnlichen Häusern auf dem Westufer als echte Konkurrenz wahrgenommen wird.
Sie berichtete aber auch, dass der engagierte Kulturmacher seine Existenz nur sichern kann, weil er parallel einer angestellten Tätigkeit nachgeht. Auch ist es dem Betreiber kaum möglich, Reserven für den Fall zu bilden, dass eine Veranstaltung floppt.
Demgegenüber erfreuten sich Zentren wie die Pumpe oder das Kulturforum in der Andreas-Gayk-Straße bei ganz ähnlicher programmatischer Ausrichtung vergleichsweise großer städtischer Förderung, merkte Anja Seelig an. Nicht ohne hinzuzufügen, dass der Kulturzweig der Räucherei durchaus ebenfalls Unterstützung verdient hätte.
„Das Argument der Doppelfinanzierung trifft nicht zu“, stellte Anja Seelig klar. Zwar erhalte die Awo tatsächlich städtisches Geld von der Räucherei, dies betreffe aber allein den Kinder- und Jugendbereich, mithin also die offene Jugendarbeit. „Mit Kultur in diesem Sinn hat das nichts zu tun“, betonte sie.
Ortsbeiratsvorsitzender Bruno Levtzow (SPD) unterstrich dieses Anliegen. „Warum werden die Leute am Mischpult im Kulturforum von der Stadt bezahlt und in der Räucherei privat?“, nannte er ein Beispiel für die aus seiner Sicht wenig nachvollziehbare Förderpolitik. Klar ist für Levtzow, dass die Veranstaltungen in der Räucherei als wertvolle Kulturbeiträge unterstützt werden müssen, auch wenn es sich nur um einen Sockelbeitrag handeln sollte: „Wir werden als Ortsbeirat nicht locker lassen.“
Ebenfalls Handlungsbedarf besteht nach Einschätzung von Shahin Charmi am Hochbunker Iltisstraße. Wenn gewährleistet werden soll, dass seine Wandmalerei „Revolution und Krieg“ zum 100. Jahrestag der Kieler Revolution im Jahr 2018 wiederhergestellt ist, müssen nach seiner Überzeugung innerhalb der nächsten Monate entsprechend verbindliche Weichen gestellt werden. Georg Sartorius, der neue Eigentümer des Bunkers, sicherte dazu seine Kooperationsbereitschaft zu, die Frage sei jedoch, „wer das finanziert“.
Ausschussvorsitzender Scheelje blockierte eine Vertiefung dieser Diskussion mit dem Verweis, dass die inhaltlichen Aspekte solcher Lokaltermine stets erst in der darauffolgenden Sitzung behandelt würden. Durchaus in Grenzen halten sich dabei die finanziellen Forderungen aus Gaarden. Zwar wiesen Restaurator Christian Leonhardt vom Verein Kulturwerft und andere Akteure darauf hin, dass angesichts der Vielzahl von Aktionen das Ehrenamt immer wieder an seine Grenzen stoße, doch regelrechte Ansprüche wurden damit nicht verbunden.
Das gilt auch für den Künstlerverein K34, der nach Angaben von Kurator Detlef Schlagheck in der Schlecker-Galerie, wo nun auch der Kulturausschuss tagte, innerhalb von zwei Jahren 7500 Ausstellungsbesucher angelockt hat. Das entspricht 21 Besuchern am Tag, eine Zahl, auf die man bei der K34 „sehr stolz“ sei. Stark machen will sich der Verein für mehr Kunst mit Flüchtlingen und Migranten. „Bitte entschuldigt, dass wir entsetzlich neugierig auf Eure Kultur sind“, soll dabei nach den Worten des K34-Vorsitzenden Dirk Hoffmeister das Motto lauten.
Geld, soviel ließ Hoffmeister durchblicken, könnte das letztlich dann doch kosten.



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