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Gaarden Blog



Das Wunder von Katzheide

Martin Geist     14.05.2015


Öffentliche Projekte sind meist erstmal ziemlich billig und werden dann richtig teuer. Im Fall Katzheide ist es genau andersrum.

Es war geradezu ein Schock, was im vergangenen Herbst aus dem Rathaus verkündet wurde. Desaströs sei der Zustand des Sommerbades Katzheide, mindestens 750 000 Euro seien nötig, um wieder hygienisch ordentliche Zustände herzustellen. Und wegen etlicher Unwägbarkeiten sei „davon auszugehen, dass der tatsächliche Mittelbedarf wesentlich höher ausfallen wird“.
Seither passiert wahrlich Wundergleiches: Je genauer die Fachleute hinsehen, desto billiger wird es. So billig möglicherweise, dass das Anbaden der Saison 2015 ohne einen Euro zusätzliche Haushaltsmittel stattfinden kann.
Oberbürgermeister Ulf Kämpfer jedenfalls verkündete am Dienstagabend im Ortsbeirat, dass zunächst das Nichtschwimmerbecken für schlappe 10 000 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer saniert werden soll. Bewährt sich die Vorgehensweise, dann soll das Schwimmerbecken folgen. Wie SPD-Ratsherr Michael Schmalz ergänzte, zu ebenfalls sehr überschaubaren Kosten. Unterm Strich sei ein zumindest bis zur Hörnhallen-Eröffnung im Jahr 2017 währender Badespaß in Katzheide für „weit unter 100 000 Euro“ zu haben.
Wie kommt das alles nur? Sitzen im Rathaus wirklich finstere Gestalten, die nichts anderes im Sinn haben als den Gaardenern das Wasser abzulassen? Einem verantwortlich Handelnden wie dem weiß Gott mit reichlich sozialem Stallgeruch versehenen Stadtrat Gerwin Stöcken lässt sich das seriös eigentlich kaum unterstellen. Eher war es vielleicht so, dass die Sorge, durch ausufernde Sanierungsarbeiten in Katzheide baden zu gehen einfach gar zu dominant war. Hinzu kommt der typisch deutsche Drang zu teuren Spitzenstandards und die in vielen Amtsstuben vorherrschende Abneigung gegen kreative Provisorien.
So oder so, die Sache lässt sich auch unter einem anderen, hoffnungsfroh stimmenden Aspekt sehen. Die Wende im Fall Katzheide kam in Person einiger erfahrener Männer, die schon vor vielen Jahren beruflich mit dem Schwimmbad zu tun hatten und sich einfach nicht vorstellen konnten, dass die Monsterzahlen aus dem Rathaus angemessen waren. Mitreden und sich einmischen, das lohnt also.
Spannend ist jetzt, wie es weitergeht. Die Katzheide-Freunde jedenfalls wollen den Druck hoch halten. Der „Stadtpolitische Ratschlag“ plant für den 31. Mai von 14 bis 18 Uhr die Aktion „Katzheide Anbaden“. Mit vielfältigen Beiträgen soll auf dem Parkplatz vor dem Bad auf die Bedeutung dieser Freizeiteinrichtung hingewiesen werden. Und alles andere als vom Tisch ist das Thema Bürgerbegehren. Wie Andreas Regner von der Wählergemeinschaft Wir sagt, sind die formellen Vorbereitungen so gut wie abgeschlossen. Bald werde es mit dem Sammeln von Unterschriften losgehen.
Kurzfristig stellt sich die Lage ungeachtet dessen so dar, dass das Freibad bis zur Eröffnung des Zentralbads an der Hörn im Jahr 2017 offen bleibt, sofern die von der Stadt eingeleiteten Maßnahmen greifen. Wie es dann weitergehen soll, darüber muss der Rat entscheiden.


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