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Gaarden Blog



Alles Helden oder was?

Martin Geist     13.05.2015


Heldengeschichten mit distanzierter Ironie erzählt Leonid Kharlamov in seiner neuen Ausstellung in der Galerie K34.


Der mittelalterliche Drachentöter, der Cowboy, der die weiße Frau vom Marterpfahl rettet, der fernöstliche Supermann: In der Tradition des legendären Kunsthistorikers Aby Warburg stellt Kharlamov seine Helden in verschiedene Epochen. Ihre Abenteuer lassen sich dabei betrachten wie ein Film, nur dass die Szenen auf kleine quadratische Notizzettel an Pinnwänden gemalt sind.
Eine Inszenierung, die kein Zufall ist, sondern daran anknüpft, dass an einer Pinnwand gewöhnlich steckt, was wichtig ist, was nicht vergessen werden sollte. Und welche Gesellschaft vergisst schon ihre Helden?
Die Frage ist bei Lichte betrachtet freilich nicht so rhetorisch wie sie zunächst daherkommt. So malte Kharlamov auch das traurige Schicksal des deutschstämmigen Sozialisten Theodor Spies, der 1887 zusammen mit einigen Genossen als angeblicher Attentäter hingerichtet wurde. Später kam heraus, dass an dem Vorwurf rein gar nichts dran war. Spies wurde rehabilitiert, kennen tut ihn heute trotzdem kaum noch jemand.
Auch sonst wirft der russische Künstler einen distanzierten Blick auf die Helden dieser Welt, zeigt überdeutlich das mit ihnen verbundene Pathos und lässt stets das wirkliche Ende offen. Was mit der Frau passiert, nachdem sie vom wackeren Reiter befreit wurde, man weiß es nicht…
Im zweiten Teil seiner Schau interpretiert Kharlamov sein Thema im Hinterhofhäuschen der Galerie figürlich, zeigt etwa unter dem Titel „Putins Son“ einen jungen Muskelmann hoch zu Ross, ganz nach dem Vorbild des Autokraten, der in echt allerdings keinen männlichen Sprössling hat.

Die Ausstellung „In the Name Of…“ in der Medusastraße 14 wird am Donnerstag, 14. Mai, um 20 Uhr eröffnet. Danach ist bis zum 11. Juni immer donnerstags von 20 Uhr an geöffnet. Im Anschluss an die Vernissage macht am Donnerstagabend „capella capella“ in der benachbarten Schlecker-Galerie eine Klang-Performance zur Ausstellung „Aufklappbares Gespräch Einunddreißig“ von Katrin Köhler und Julius Ohlemann. Zu hören ist – ja, ja – Musik auf einem Amboss und danach noch eine analog-noise open stage, bei der es darum geht, zusammen eine Klangcollage zu machen.


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