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Gaarden Blog



Die Mär vom steten Niedergang

Martin Geist     15.04.2015


Früher war alles besser. Gaarden sowieso. Oder vielleicht doch nicht?


Stahl und Stiller, Hut Schmidt, Betten Mohr, das Gaardener Kaufhaus: Das sind nur einige von vielen Namen, die für die große Zeit des Gaardener Einzelhandels stehen. Für die Zeit, als die Leute vom ganzen Ostufer, auch aus den Gemeinden jenseits des Kieler Stadtgebiets nach Gaarden kamen, um ihre Einkäufe zu erledigen. Was für viele geradezu ein Event war, auch wenn sie das Wort damals noch gar nicht kannten.
Keines dieser Geschäfte ist noch da. Und auch einst geschätzte Häuser wie Spielwaren Schönfelder, Optik Petersen oder Arko mit seinen Süßwaren gaben Gaarden Saures und verließen den Stadtteil. Klare Sache: Früher war alles besser.
Andererseits kommt es drauf an, wie man die Sache betrachtet. Schon dass es Schlecker nicht mehr als Drogeriemarkt gibt, sondern als Galerie, darf als kleiner Gewinn gewertet werden. Und außerdem führt kein Weg darum herum, dass in Gaarden nach wie vor bestens zurechtkommt, wer kein Auto hat. Diverse Discounter, Gemüsehändler, der Bioladen, Rossmann, die wunderbare Bäckerei Ratjen, ja sogar Schmuckgeschäfte, Optiker und etliche andere Spezialisten sind für die allermeisten Gaardener relativ bequem zu Fuß zu erreichen. Was genauso für die kultige Bambule und viele andere Gaststätten und Kneipen gilt.
Wahr ist eben auch: In keinem anderen Kieler Stadtteil gestaltet sich die Versorgungslandschaft so ausgeprägt und vielfältig wie in Gaarden. Während andernorts allenfalls noch das eine oder andere mehr oder weniger gut geführte Sportheim auf Gäste wartet, kann in Gaarden gar nicht so viel verzehrt werden wie es Kneipen gibt.
Was übrigens durchaus auch für die Kultur gilt. Trotz enormer Subventionen für Einrichtungen wie die Pumpe und das Kulturforum im Zentrum oder das Atelierhaus in der Wik halten gar nicht geförderte Häuser wie die Räucherei oder weit weniger stark geförderte wie die K34 mit ihren beiden Galerien ein hochrespektables Niveau aufrecht.
Trotzdem war natürlich früher tatsächlich manches besser mit der Nahversorgung. Wenn jedoch auf der sattsam bekannten grünen Wiese Mega-Zentren wie der CITTI- oder der Ostseepark wachsen und gedeihen, ist das nicht die Schuld von Gaarden, sondern allein von uns Verbrauchern. Wir haben schließlich die Wahl, wo wir einkaufen.



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