Vom Knacki zum Schriftsteller
Martin Geist 10.04.2015
Ertan Ongun war "Abschaum". Nun schreibt er. Und liest demnächst in Gaarden.
„Abschaum – Die wahre Geschichte von Ertan Ongun“. Mit diesem später unter dem Titel „Kanak Attack“ verfilmten Buch wurde Feridun Zaimoglu berühmt. Ein bisschen trifft das auch für Ertan Ongun zu, den es wirklich gibt und der inzwischen selber schreibt.
25 Jahre, deutschtürkisch, drogenabhängig, kriminell. Drastisch schildert Zaimoglu in seinem Buch den rauen Alltag seines Helden, aber auch seine Träume und Wünsche, seine Hoffnung auf ein anderes, normales Leben.
„Warum lande ich immer wieder im Knast?“, fragte sich Ertan Ongun immer öfter und besonders, nachdem er mit einem halben Kilo Heroin erwischt wurde. Irgendwie dämmerte dem Gaardener Werftarbeiter-Sohn, dass das etwas mit Bildung zu tun haben muss, erzählt er im Gespräch mit GAARDIAN. Und irgendwie beließ er es nicht bei der theoretischen Einsicht, sondern versuchte etwas zu verändern. Er begann zu lesen, kam in Kontakt mit dem gleichfalls in Kiel lebenden Schriftsteller Feridun Zaimoglu, entdeckte die Kraft der Worte und merkte letztlich als Schreibender, wie viel Kampf zuweilen nötig ist, ehe Worte wirklich Kraft gewinnen.
Nun also hat er erst einmal zu Ende geschrieben. „Gangster GmbH“ heißt sein voraussichtlich im Mai oder Juni erscheinendes Buch, in dem er das Leben des berüchtigsten Kiez-Paten „Türken Musa“ beschreibt und erzählt, wie ein „Gastarbeiter-Kind“ den Kiez erobert und die Luden das Fürchten lehrt.
Auszüge aus der „Gangster GmbH“ und auch aus „Abschaum“ liest Ongun am Freitag, 24. April, um 20 Uhr im Café Medusa in Gaarden. Anschließend darf in aller Offenheit diskutiert werden.
Eintritt: 5 Euro
