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Gaarden Blog



Das Ende einer Institution

Martin Geist     24.03.2015


32 Jahre lang betrieben die Möllers mit Leib und Seele die Gaardener "Einigkeit". Am 26. März verabschieden sie sich.

Gastronomische Karrieren wie die von Christa und Peter Möller enden gewöhnlich in der Scheidung, in der Insolvenz, vielleicht in allem beiden – aber auf keinen Fall nach fast 50 Jahren. Nun nimmt das Ehepaar Abschied von der „Einigkeit“. Und der Stadtteil Gaarden Abschied von einer Institution.
Die Nachsitzungen des Ortsbeirats sind legendär. Und den Freitagsstammtisch machten Kommunalpolitiker, Handwerker, Ingenieure, auch der Verfasser dieser Zeilen, immer wieder zu einem Stadtteilforum, das – wenigstens fast – ganz ohne die diesem Möbelstück zugeschriebenen Parolen auskam. Überhaupt war die mit Tradition seit dem Jahr 1900 beschlagene Gaststätte „Zur Einigkeit“ ein Ort, der zusammenführte. Parteien, Vereine, Gruppierungen aller Art, Alteingesessene, Dazugezogene, sie alle fanden ihren Platz. Und auch wenn man mal unterschiedlicher Meinung war, herrschte stets in einer Frage Einigkeit: Christa Möllers Grünkohl war der Gipfel des Genusses. Womit natürlich nichts gegen die Currywurst gesagt sein soll. Sie bildete seit je nach dem Ortsbeirat die kalorienträchtige Grundlage für so manches Bier und so manche gute Idee.
Begonnen hat die ganze Geschichte vor mehr als 50 Jahren natürlich in einer gastronomischen Einrichtung. Christa Möller machte damals in Hohenwestedt eine Ausbildung im Hotel, lernte dort ihren zur See fahrenden späteren Mann kennen. Und alle beide träumten sie von einem gemeinsamen Leben in der Selbstständigkeit.
Auch wenn Peter Möller zum Thema Selbstständigkeit heute eine weniger romantische Meinung hat, packte das seit 50 Jahren verheiratete Paar die Sache mit der eigenen Existenz an. In Todenbüttel betrieben sie 15 Jahre lang den „Dörpskrug“ und bekamen im Lauf der Zeit zu spüren, dass es mit der Gastronomie auf dem Lande nicht gerade einfacher wurde. Also gründeten die Möllers zusätzlich ein Taxiunternehmen und kamen unterm Strich ordentlich über die Runden.
1983 zog es sie dann nach Kiel. In der Elisabethstraße 122 eröffneten sie die „Einigkeit“ und mussten gleich wieder kämpfen. Der Ruf des Lokals hatte in der Zeit zuvor gelitten, es galt, mühsam wieder Vertrauen bei den Gästen zu gewinnen.
„Es war schwer“, erinnert sich der Chef, der genau zu schätzen weiß, dass es ohne die Frau an seiner Seite nie und nimmer so gut gelaufen wäre. Sie als Regentin in der Küche, er als Einkäufer und Chef im Gastbereich, dank dieser strikten Arbeitsteilung klappte es mit dem Geschäft und auch mit der Ehe. Mit Monika Schremmer steht genaugenommen noch eine zweite Frau hinter dieser ungewöhnlichen Geschichte. Von Anfang an war sie als Küchenkraft mit dabei – und bis zum Schluss nicht einen einzigen Tag krank.
„Es hat immer Spaß gemacht“, blickt Christa Möller zurück und gibt zu, dass ihr der Gedanke, bald Ruheständlerin zu sein, erst einmal sehr gewöhnungsbedürftig vorkam. Doch inzwischen hat sie sich damit angefreundet, auch weil sich ihr arbeitsreiches Leben mit inzwischen 67 Jahren zunehmend mit dem einen oder anderen Zwicken und Zwacken bemerkbar macht.
Peter Möller, immerhin schon 73, verabschiedet sich erst recht mit gemischten Gefühlen vom Traumberuf Wirt. Das nicht zuletzt deshalb, weil die Zukunft seiner „Einigkeit“ mehr als ungewiss ist. Ein neuer Pächter hat sich bislang nicht gefunden, so dass am 26. März zumindest bis auf Weiteres zum letzten Mal Bier gezapft wird.


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