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Gaarden Blog



Ein Hoch auf das BürgerInnenzentrum

Martin Geist     19.03.2015


Dümmliche Sachbeschädigung oder politisch gebotener Eingriff? Der Gender-Trend gibt auch in Gaarden Anlass zu solchen Fragen.

Wer studiert, kann seit geraumer Zeit Männlein oder Weiblein sein. Also ist seit eher kurzer Zeit von Studierenden die Rede, wenn der Plural gemeint ist. Man und auch frau kann das akzeptieren, so lange es im Rahmen bleibt und beispielsweise Jogi Löws Nationalkicker nicht gendermäßig korrekt als Fußballspielende bezeichnet werden müssen. Oder so lange zwei den Vornamen nach eindeutig männliche Uni-Angehörige nicht Studierende sind, sondern ganz einfach Studenten.
Der Kampf um sprachliche Gleichberechtigung und Diskriminierungsfreiheit geht gleichwohl immer weiter. Neulich lud die Arbeiterwohlfahrt zu einer Tagung über Geflüchtete ein – wohlgemerkt nicht über Flüchtlinge. Wahrscheinlich deswegen, weil Flüchtling negativ klingt, irgendwie nach Widerling, Fiesling oder Lüstling. Dass andererseits Worte wie Liebling oder Frühling unseren Ohren geradezu schmeicheln, darauf wollen wir an dieser Stelle nicht näher eingehen.
Verschiedene Ansichten sind auch zur gewiss in bester Absicht eingeführten Pflichtformulierung Menschen mit Behinderung möglich. Beispielsweise ließe sich fragen, ob es nicht auch schon wieder eine Diskriminierung darstellt, hervorzuheben, dass wer im Rollstuhl sitzt, trotzdem ein Mensch ist.
Drollig ist da schon wieder in der Gaardener Sozialkirche ein Aushang, der Langfinger darauf hinweist, dass Einbrüche in diesem Haus total sinnlos sind. „Sehr geehrte Frau Einbrecherin, sehr geehrter Herr Einbrecher“, lautet die Anrede, wohl zwecks Vermeidung von Protesten des Berufsverbands deutscher EinbrecherInnen.
Ob die Awo es drollig findet, dass sie kürzlich an der Räucherei nächtens eine subversive Lektion in Gender-Mainstreaming erteilt bekam, ist nicht unbedingt garantiert. Das Schild, das unter anderem auf das Bürgerzentrum hinweist, ist jetzt mittels eines ohne Blechschaden kaum zu entfernenden Aufklebers um den wertvollen Hinweis ergänzt worden, dass es korrekt BürgerInnenzentrum heißen müsste.
Die beruflich Schilder Machenden in Deutschland können nur hoffen, dass dieses Beispiel Schule macht. Allein die ganzen Fußgängerzonen und Behindertenparkplätze in Zonen für zu Fuß Gehende beziehungsweise Parkplätze für Menschen mit Behinderungen umzubenennen, würde für die Branche ein prima Konjunkturprogramm bedeuten.
Auf der anderen Seite aber auch ein Desaster fürs Weltklima, denn unzählige neue und dazu noch wesentlich größere Blechtafeln müssten erst einmal produziert werden.
Bertolt Brecht mit seinem lehrreichen Büchlein „Der gute Mensch von Sezuan“ darf sich also wieder einmal bestätigt fühlen: Es ist nicht ganz einfach, ein guter Mensch zu sein, wenn die Umstände nicht danach sind. Und irgendwie sind sie nie danach.


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