Anarchie auf vier Rädern
Martin Geist 11.03.2015
Super penibel in der City, über alles hinweg sehend in Gaarden? Dieser Eindruck von den städtischen Ordnungshütern könnte sich durchaus aufdrängen.
Abendtermin in der City. Für uns Reporter eigentlich kein Problem, denn das einkaufende Volk begibt sich ab 18 Uhr so langsam nach Hause, und es findet sich bequem ein Parkplatz. So auch gestern Abend kurz vor 18.30 Uhr in der Eggerstedtstraße.
Zwei Stunden später dann irgendwie doch ein Problem. Hinterm Scheibenwischer klemmt ein roter Zettel wegen Parkens ohne Parkschein. Ach, stimmt ja, in Kiel kostet’s neuerdings nicht mehr nur bis 18 Uhr, sondern gleich bis 20 Uhr und dafür gleich deutlich mehr als früher.
Keine Frage, die Politesse hat alles richtig gemacht und der Verfasser dieses Textes nicht aufgepasst. Ärgern tut er sich trotzdem. Denn kaum zurück in Gaarden, breitet sich flugs die große Anarchie auf vier Rädern aus. Parken in der zweiten Reihe, an verengten Straßeneinmündungen, in der Fußgängerzone, auf Bereichen mit Markierungen für Behinderte: Alles scheinbar kein Problem! Die Wahrscheinlichkeit, ein Ticket zu kassieren, tendiert gegen nicht gegeben, auch wenn die Sünden weit gravierender sind als beim Parken ohne Parkschein.
Zugegeben, manchmal lassen sich in Gaarden tatsächlich Politessen blicken. Das ist dann aber so bemerkenswert, dass es sich die Leute am Freitagabend am Stammtisch in der „Einigkeit“ erzählen, selbst wenn das Geschehnis schon am Montag stattfand.
Es ist schon ein paar Jahre her, dass ein Vertreter des Bürger- und Ordnungsamtes im Ortsbeirat gefragt wurde, wie viel die Stadt aus Verwarngeld für Zeitgenossen einnimmt, die schnöde die Hinterlassenschaften ihrer Hunde auf den Bürgersteigen liegen lassen. Antwort: null Euro.
Sorry, liebe Ordnungshüter: Der Eindruck drängt sich auf, dass Ihr am liebsten dann zur Tat schreitet, wenn es viel Geld bringt und wenig Ärger macht. Aber wir wollen fair sein: Ihr habt jeden Tag Gelegenheit, das Gegenteil zu beweisen.
