Abonnieren

Gaarden Blog



Martin Geist     06.03.2015


Das RBZ in Gaarden klärte auf: Was hat es mit Technischem Produktdesign und mit Zerspanungsmechanik auf sich, und wie heißt heutzutage eigentlich der Klempner?

Wenn es um duale Ausbildungsberufe geht, haben Missverständnisse Hochkonjunktur. Zur dringend angesagten Klarheit beitragen können am besten diejenigen, die selber in einer solchen Ausbildung stecken. Nach dieser Logik enfaltete am Freitag der Berufsinformationstag des Regionalen Berufsbildungszentrums (RBZ) Technik allgemein erhellende Wirkungskräfte.
Michael Völcker, der den Tag zusammen mit seiner Kollegin Meike Witte organisiert hatte, kann originelle Geschichten über schräge Berufsbilder erzählen. „Technischer Produktdesigner ist zurzeit bei Jugendlichen unheimlich beliebt, weil alle denken, das ist was mit Design“, nennt er ein Beispiel. In Wahrheit handelt es sich allerdings bloß um den neuen Namen für den guten alten Technischen Zeichner und mithin um ein begrenzt kreatives Metier.
Andererseits können neue Namen durchaus sinnvoll sein. So heißt es heute nicht mehr Klempner, sondern Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Tatsächlich werden in diesem Beruf in einer Weise Bäder designt, regenerative Energien verarbeitet und ganze Wohnanlagen energetisch-klimatisch vernetzt, dass das alte Bild vom Rohrschrauber schon lange nicht mehr passt.
Can Erdogan absolviert ebenfalls eine missverständliche Ausbildung. Bei Rayethon-Anschütz lernt er Zerspanungsmechaniker, fertigt mit Hilfe hochmoderner computergesteuerter Dreh- und Fräsmaschinen Präzisionsbauteile aus Metall oder anderen Werkstoffen an. Früher nannte sich ein Dreher, wer so etwas machte, heute ist die Begrifflichkeit zwar treffender, aber auch tückischer. Immer wieder denken sich potenzielle Interessenten einen zweiten Buchstaben „n“ hinzu, landen damit beim „Zerspannungsmechaniker“ und glauben, das Ganze habe irgend etwas mit elektrischem Strom zu tun.
Von den Besuchern des Informationstags wurde Can Erdogan über viele Dinge ausgefragt. Wie die Ausbildung abläuft, wie hoch die Vergütung ist, wie viel Urlaub es gibt, ob man nach bestandener Prüfung übernommen wird, vieles ist interessant für den Nachwuchs. Wobei gewiss nicht alles einfach ist. „Offiziell reicht der Hauptschulabschluss für eine Lehre, aber alle von uns haben Realschule oder Abitur“, erzählt Can, der das auch für völlig berechtigt hält. Gerade die Theorie, ohne die es in diesen digitalen Zeiten nun mal nicht gehe, stelle mächtig hohe Ansprüche.
Etwa 750 Jugendliche, darunter auch 120 Acht- und Neuntklässler aus Kieler Gemeinschaftsschulen, haben nach diesem Schema viel Neues erfahren und zugleich das eine oder andere Vorurteil über Bord geworfen. Und ebenso ihre für Berufsorientierung zuständigen Lehrkräfte, für die es eine Sonderführung durch die 17 Berufe aus den Bereichen Metall-, Elektro-, Kfz- und Informationstechnik gab. Meike Witte hofft, dass all dies die erhoffte Wirkung zeigt und zur Verringerung der Ausbildungsabbrüche beiträgt: „Je besser man informiert ist, desto eher bleibt man dabei.“


"Seite gefällt mir" klicken und über neue Beiträge direkt durch unsere Facebookseite informiert werden.

Weiterempfehlen