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Gaarden Blog



Kunst-Event am Iltisbunker

Martin Geist     25.05.2015


Minimalmusik trifft am Sonnabend Monumental- und Videokunst. Das ist sehr hörens- und sehenswert.

Vor 25 Jahren pinselte Shahin Charmi die letzten Feinheiten auf seine Monumentalmalerei „Revolution und Krieg“ am Iltisbunker. Nun trifft sich das klassisch-wuchtige Werk mit moderner medialer Gegenwartskunst. Zusammen mit seiner Frau Patricia Bolf-Charmi und mit Unterstützung zahlreicher weiterer Akteure ist am kommenden Sonnabend eine Großprojektion von betörend-verstörender Kraft zu sehen.
Von der Kieler Revolution bis zum Zweiten Weltkrieg reicht die Epoche, die an zwei Außenwänden des Iltisbunkers dargestellt wird. 70 Jahre nach dem Ende jenes Krieges ziehen die Charmis Bilanz. Lassen in mehrfach reproduzierten übereinandergelegten Bildern mit der ursprünglichen Malerei als Basis eine Eindrucksmacht entstehen, die bei längerem Betrachten tranceartige Zustände auszulösen vermag. Auch dank der kongenial arrangierten Minimalmusik von Dörte Marth alias Xyramat, die bis 1999 in Kiel lebte und heute in Hamburg arbeitet.
Die Schau am Iltisbunker läuft gleichwohl nicht auf psychedelisches Dahinstransformieren in irgendwelche Zwischen- und Dämmerzustände hinaus. Dazu ist die Aussage zu stark. Jeweils halbminütige Passagen zeigen die jüngere Geschichte mit all ihren sich deprimierend wiederholenden Kriegen, Zerstörungen, Folterungen. Die Trümmerfrauen, die Männer, die in Berlin die Mauer bauen, den Bomben- und Folterkrieg in Vietnam, skurrile Aufnahmen von Kampfflugzeugen, aus denen Weizensäcke für hungernde Äthiopier fallen, schließlich die grausamen Taten der selbsternannten Gotteskrieger von heute.
„Aus dieser Asche steigt kein Phönix“, lautet das resignierte Motto dieser Projektion, die sich durchweg auch über etwa 100 „Gaardener Gesichter“ legt, die von den beiden Künstlern in den vergangenen Wochen fotografiert und montiert werden sind.
Die Aktion am Iltisbunker beginnt am kommenden Sonnabend, 30. Mai, um 21.15 Uhr. Im Innenraum des Bunkers gibt es Installationen und Performances der jungen iranischen Künstler Reza Ghadyani, Robert Hecht, Manijeh Javid Mohammadpour und Nilofar Rezai) zu sehen. Einleitende Worte spricht der ehemalige Stadtpräsident Rolf Johanning, und der Gaardener Archivar Walter Ehlert liest aus seinem Buch „Gaardener Geschichte(n) vom Handel und Wandel“.


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